Mireo Plus H: Deutsche Bahn will Diesel durch Wasserstoff ersetzen
Dieselzüge liegen bei der Deutschen Bahn nicht mehr im Trend und Oberleitungen gibt es nicht auf allen Bahnstrecken. Dadurch sind Elektrozüge, die auf Oberleitungen angewiesen sind, nur bedingt einsetzbar. Eine mögliche Alternative hierfür ist der Mireo Plus H. Dieser Personenzug hat einen Wasserstoffantrieb und soll künftig auf Strecken zum Einsatz kommen, die nicht elektrifiziert sind.
Er basiert auf dem von Siemens entwickelten konventionellen Triebzug Mireo mit Stromabnehmer. Dieser wurde 2020 zugelassen und ist seither im Regelbetrieb unterwegs, unter anderem in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg, wie „Golem“ berichtet.
Wasserstoff und Brennstoffzellen
Im Mireo Plus H versorgen Wasserstofftanks die Brennstoffzellen des Zuges, welche diesen antreiben. Die Zellen sowie die Wasserstofftanks befinden sich dabei auf dem Dach des Zuges.
Der Zug ist in der Basisversion als Zweiteiler ausgelegt, wobei jeder Zugteil ein eigenes Brennstoffzellensystem hat. Jede einzelne dieser Zellen liefert eine Leistung von 200 Kilowatt (272PS). Das entspricht der Leistung eines gut motorisierten Mittelklasseautos. Weitere Leistung bezieht der Mireo Plus H aus Lithium-Titanat-Akkus, die im Boden des Zuges untergebracht sind. Sie werden von den Brennstoffzellen sowie über die Rückgewinnung der Bremsenergie geladen. Die gesamte Antriebsleistung des Mireo Plus H liegt laut Datenblatt bei 1.700 Kilowatt (2.311 PS).
In der Standardkonfiguration als Zweiteiler beträgt die Reichweite des Wasserstoffzuges rund 600 Kilometer. Das entspreche in etwa der üblichen Reichweite eines Dieselzuges, sagte Marco Loncar von Siemens Mobility auf der Fachmesse Innotrans. Siemens will den Mireo Plus H aber auch als Dreiteiler anbieten. Dann soll er bis zu 1.000 Kilometer mit einer Wasserstoff-Tankfüllung schaffen.
Wo kommt der Wasserstoff her?
Den nötigen Wasserstoff will die Bahn selbst herstellen und in Tanks speichern. Die Deutsche Bahn plant, den Treibstoff ab Herbst 2023 im DB-Werk Tübingen durch Elektrolyse unter Einsatz von Wind– und Solarenergie herzustellen. Somit ist es nach der Definition grüner Wasserstoff. Das Projekt befindet sich bereits in der Testphase in Baden-Württemberg.
Benjamin Voigt, Referent Alternative Antriebstechnologien bei der Deutschen Bahn, sagte, dass die Elektrolyseeinheit der Anlage nachts den Wasserstoff gewinnen soll. Der Strom dafür werde aus der Oberleitung entnommen. Somit ist der Prozess „möglichst netzdienlich. Das heißt, wir entnehmen den Strom nachts, wenn kein Zug fährt“.
Der Elektrolyseur nimmt aus dem Netz etwa 450 Kilowatt auf und kann pro Tag bis zu 200 Kilogramm Wasserstoff liefern. Für den Betrieb des Mireo Plus H auf der Kulturbahn genannten Teststrecke reichen etwa 80 Kilogramm am Tag. Der Verdichter komprimiert den Wasserstoff.
Wann beginnt der Normalbetrieb?
Derzeit befindet sich die wasserstoffbetriebene Variante des Mireo noch im Testbetrieb. Bis Ende 2023 soll die Zulassung abgeschlossen werden, damit der Zug ab kommendem Jahr mit Fahrgästen auf die Strecke gehen kann, berichtet „Notebookcheck“.
Sowohl der vordere als auch der hintere Zugteil haben eine eigene Wasserstoffbetankungsanlage und eigene Tanks, wie Siemens angibt. Hintergrund ist, dass es keine Wasserstoffleitung zwischen den beiden Zugteilen gibt. Das sorgt gleichzeitig für Redundanz (reichliches Vorhandensein). Zum Akku selbst wollte Siemens keine Größenangaben machen und sagte nur, dass er einem „größeren SUV“-Akku entspreche.
Auffällig bei den Tests ist die zügige Beschleunigung des Mireo Plus H. Diese gab Notebookcheck mit 1,1 Meter pro Quadratsekunde an. Das entspricht in etwa der Beschleunigung einer Boeing 747 beim Start aus dem Stand. Da Brennstoffzellen eine gewisse Trägheit haben, sorgt letztendlich der Akku für die Leistung eines typischen Elektrozugs, während die Brennstoffzelle sich um die Reichweite kümmert.
Pro Tankladung braucht der Mireo Plus H 180 Kilogramm Wasserstoff, welches gasförmig mit bis zu 500 Bar betankt wird. Der Wasserstoffzug bietet den Fahrgästen als Zweiteilerversion rund 120 Sitzplätze an, der Dreiteiler schafft es auf rund 160 Sitzplätze.
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