Wärmewende bedroht? Kurzarbeit für Wärmepumpenhersteller

Die Wärmepumpenbranche steht möglicherweise am Anfang einer Krise – die Aufträge sind deutlich zurückgegangen. Ist das das Resultat der langen politischen Debatten zum Heizungsgesetz?
Wärmepumpen
Die Wärmepumpenbranche erlebt derzeit einen Auftragseinbruch.Foto: iStock
Von 16. November 2023


Mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz, auch als Heizungsgesetz bezeichnet, wollte die Bundesregierung einen Hochlauf beim Absatz von Wärmepumpen in Deutschland erreichen. Doch nun scheint der Markt einzubrechen. In der Branche haben die ersten Betriebe aufgrund deutlichen Auftragsrückgangs inzwischen Kurzarbeit angemeldet.

Erklärtes Ziel der Ampelkoalition bis 2030: sechs Millionen installierte Anlagen. Laut dem Bundesverband Wärmepumpe waren Ende Januar 2023 rund 1,4 Millionen Wärmepumpen in Betrieb. Dieses Jahr sind bis einschließlich September 295.500 Anlagen hinzugekommen. Die Branche erhoffte sich ursprünglich 350.000 Neuanlagen für das Gesamtjahr.

Etliche der in diesem Jahr installierten Wärmepumpen waren laut der „Frankfurter Rundschau“ noch ein Überhang von Bestellungen aus dem Vorjahr, als das Gebäudeenergiegesetz noch nicht zur Diskussion stand.

Unternehmen melden Kurzarbeit an

Der Hochlauf erlebt derzeit allerdings einen Einbruch. Die Aufträge in der Branche sind stark rückläufig. Mit diesem Problem hat etwa die ebm-papst-Gruppe zu kämpfen, wie „Focus“ berichtet.

Bis zum Sommer sah die Bilanz des Mittelständlers mit rund 15.000 Mitarbeitern noch gut aus. Kürzlich verkündete ein Sprecher aber: „Die starke Verunsicherung im Heizungsmarkt und die schwächelnde Wirtschaft haben zu temporären rückläufigen Aufträgen im Heizungsgeschäft, insbesondere bei Gasheizungen geführt“. Dementsprechend sank die Auslastung der Produktion in den für Heiztechnik zuständigen Landshuter Werken. Seit Oktober herrscht dort Kurzarbeit. Davon sind knapp 600 der 920 Mitarbeiter in Landshut betroffen.

Der Pumpenhersteller ist jedoch kein Einzelfall. Die gesamte Branche der Heizungsbauer ist von dem Auftragseinbruch betroffen. Ein größeres Beispiel ist die deutsche Firma Vaillant mit Sitz in Nordrhein-Westfalen, wie die „Frankfurter Rundschau“ berichtete. Jens Wichtermann, Direktor der Unternehmenskommunikation, teilte mit, dass seit Oktober „in einigen Werksbereichen teilweise Kurzarbeit eingeführt“ wurde. Als Grund gab Vaillant eine geringere Nachfrage als noch im vergangenen Jahr an.

Die Menschen sind verunsichert

Das Heizungsgesetz sorgte in diesem Jahr für viel Aufsehen. Die Ampelkoalition war sich lange Zeit nicht einig über dessen Einzelheiten. Der Entwurf von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) war umstritten und verunsicherte viele Verbraucher. Einige hatten den Eindruck, dass die Regierung ihnen ihre Heizung wegnehmen will, manche befürchteten eine Enteignung im Zuge der Wärmewende. Es gab monatelange Diskussionen über das Gesetz. Besonders die FDP äußerte mehrfach Bedenken am Entwurf und verlangte Anpassungen.

Letztendlich bleibt der Fokus aber auf dem Einbau von strombetriebenen Wärmepumpen. Öl- und Gasheizungen sollen aber im Laufe der kommenden Jahre aus dem Bestand verschwinden. Die Rolle von Holzheizungen bleibt noch unklar.

Auch Heizungsinstallateure bestätigen, dass die Kunden verunsichert sind. „Der Beratungsbedarf der Menschen ist enorm“, sagte Heizungsinstallateur Thomas Haun. Wie er dem „Focus“ mitteilte, sagte ein Kunde: „Ihr Heizungsbauer seid die neuen Virologen!“ Haun kann die Sorgen und Unsicherheiten der Menschen verstehen.

Kritik am Heizungsgesetz äußerte laut „Tagesspiegel“ Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU). Er nannte die Umsetzung des Heizungsgesetzes einen „traurigen Tiefpunkt“ in der Geschichte der Gesetzgebung Deutschlands.

Bessere Förderung nötig

Deswegen übermittelte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie, Jan Brockmann, einen Forderungskatalog mit zehn Punkten an Habeck. Die Branche habe zwar 2023 gut verdient, aber das sei nur vorübergehend und auf besondere Umstände zurückzuführen.

Brockmann und Michael Hilpert vom Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima übten scharfe Kritik am politischen Ziel und der Umsetzung des verstärkten Einsatzes von Wärmepumpen. Sie fordern von der Politik eine zuverlässige Förderung. Ohne diese könnten die Produktion und der kalkulierte Absatz der Wärmepumpen in Gefahr sein. Das erklärte Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 könne dann nicht erreicht werden.

Mit dem Heizungsgesetz will die Bundesregierung CO₂-Emissionen einsparen. „Dieses Gesetz macht Klimaschutz sehr konkret“, hatte Wirtschaftsminister Habeck gesagt, als das Heizungsgesetz im September verabschiedet worden war. Konkret allerdings warten Kunden bisher lieber ab, was nun noch passiert.

Strafen bei Nichteinhaltung

Letztlich lastet der Druck auf den Immobilienbesitzern. Denn mit dem Heizungsgesetz verbunden sind auch teils enorm hohe Bußgelder, die bei Nichteinhalten der Vorschriften verhängt werden können.

Wer sich nicht an die teils schon ab kommendem Jahr geltenden Neuregelungen hält, muss mit Strafen von bis zu 50.000 Euro rechnen, je nach Schwere des Verstoßes. Andererseits sind die Investitionskosten in vielen Fällen ebenfalls sehr hoch und wird von vielen im sechsstelligen Eurobereich vermutet, da mit einem Einbau einer Wärmepumpe auch oftmals eine Gebäudesanierung verbunden ist.

So oder so dürfte das Gebäudeenergiegesetz demnach vor allem eines für viele Menschen werden: teuer.



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