Töten Windräder diese 30.000 Kilogramm schweren Säugetiere?

An der Atlantikküste der USA sterben zusehends mehr Wale. Über die Ursachen sind sich Tier- und Umweltschützer sowie Medien und Gerichte uneins. Die offiziellen Zahlen hingegen liefern klare Zusammenhänge: je mehr Windräder, desto weniger Wale.
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Offshore-Windräder verursachen bereits lange vor ihrem Bau Geräusche, beispielsweise durch Vermessungsschiffe. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Unterwasserwelt.Foto: The Epoch Times
Von 16. November 2023

„Windräder verursachen ein Walsterben, wie man es noch nie gesehen hat“, erklärte der ehemalige US-Präsident Donald Trump jüngst auf einer Wahlkampfveranstaltung in South Carolina. „Sie werden an Land gespült. Ich habe es dieses Wochenende gesehen, drei von ihnen sind aufgetaucht. So etwas war früher nicht mal einmal im Jahr zu sehen. Jetzt tauchen sie wöchentlich auf.“

Seine Aussagen wurden schnell von sogenannten Faktencheckern auseinandergenommen. So nannte der britische „Guardian“ Trumps Behauptung einen „langwierigen und weitgehend unbegründeten Angriff auf Windräder“. Die BBC ergänzte, dass seine „Behauptungen nicht durch Beweise untermauert sind“ und bemerkte – zähneknirschend –, dass Ausschnitte seiner Rede in den sozialen Netzwerken mehr als neun Millionen Mal angesehen wurden.

Offizielle Daten bestätigen Trumps Aussagen

Sind Trumps Aussagen wirklich derart aus der Luft beziehungsweise aus den Wellen gegriffen? – Ja und Nein.

So sagte der aktuelle Präsidentschaftskandidat auch, dass in den vergangenen 50 Jahren nur ein einziger Wal vor der Küste von South Carolina getötet worden sei. Aufzeichnungen der South Carolina Department of Natural Resources (der Behörde für Naturressourcen von South Carolina) aus dem Jahr 2015 sprechen indes von sechs Buckelwalen, die seit 1993 gestrandet seien.

Lisa Linowes, Gründerin von WindAction, ergänzte im 2023 erschienenen Dokumentarfilm „Thrown to the Wind“ die neueren Daten:

Seit 2016 sind rund 350 Wale an der Ostküste gestorben. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 – also in nur einem halben Jahr – sind mehr als 40 Wale gestorben.“

Dies bestätigen Zahlen der National Oceanic and Atmospheric Administration (Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde, NOAA), die seit Dezember 2022 allein 65 verendete Großwale an der Ostküste der USA registrierte. Seit 2016 seien zudem insgesamt 208 Buckelwale an der Ostküste verendet. Während die Behörde dies als ein „ungewöhnliches Sterbeereignis“ bezeichnete, sei „2023 eines der schlimmsten Jahre im vergangenen Jahrzehnt mit bislang 33 gestrandeten Buckelwalen“, so die BBC unter Berufung auf die NOAA.

Die Ostküste umfasst insgesamt 15 Bundesstaaten, wobei auf South Carolina etwa neun Prozent der Küstenlinie entfallen. Rechnerisch sind damit seit 2016 weitere 32 Wale in diesem Küstenabschnitt zu erwarten, davon sechs seit Dezember 2022 und vier im ersten Halbjahr 2023.

Gegenüber der US-Ausgabe der Epoch Times führte die NOAA zudem weiter aus, dass allein binnen einer Woche drei tote Wale in Fire Island und Long Beach (beide New York) sowie in Long Branch (New Jersey) an Land gespült wurden.

Fakt ist damit, dass die Zahl der angespülten Wale in jüngster Zeit ansteigt. Während Trumps „ein Wal in fünf Jahrzehnten“ nicht ganz der Wahrheit entspricht, bestätigen die offiziellen Angaben die übrigen Aussagen bezüglich „drei an einem Wochenende“ und „früher nicht mal einmal pro Jahr“.

„Keine wissenschaftlichen Beweise“ für Walsterben durch Windräder

Was haben nun die Windkraftanlagen damit zu tun? Laut BBC nichts, was allerdings ebenfalls nicht die ganze Wahrheit sein dürfte. Die BBC beruft sich dabei auf Rob Deaville von der Zoological Society of London (Zoologischen Gesellschaft von London). Deaville ist dort Mitglied des Untersuchungsprogramms für Walstrandungen. Ähnliche Programme gibt es auch in den USA, jedoch wird mindestens eines von ihnen von Windkraft-Lobbyisten geleitet. Epoch Times berichtete.

Zumindest in Großbritannien gebe es keine schlüssige Verbindung zwischen dem Tod von Walen und Windparks, so Deaville gegenüber der BBC. Vielmehr werde der Tod von Walen durch die Fischereiindustrie und Schiffskollisionen verursacht. Weiter sagte er:

Von Windparks als Problem zu sprechen, lenkt von der Diskussion über die sehr realen Bedrohungen ab, die für diese Arten ein Problem darstellen.“

Auch Andy Read, Beauftragter der US-Kommission für Meeressäugetiere, erklärte gegenüber dem „Guardian“, dass es „keine wissenschaftlichen Beweise“ dafür gebe, dass Windräder oder die Vermessung von Windparks zum Tod von Walen führten.

Obwohl die Industrialisierung der Meere Anlass zur Sorge gebe, seien die Hauptgefahren für Wale der Zusammenstoß mit Schiffen, das Verfangen in Fanggeräten und die Erwärmung der Meere durch den Klimawandel. Darüber hinaus seien Menschen, die gegen Windräder protestierten, von Fossil-Lobbyisten manipuliert, die sich durch die sogenannte saubere Energie bedroht fühlen, so Read weiter.

Daraus ergibt sich jedoch eine ganz wesentliche und weder von Deaville noch Read schlüssig beantwortete Frage:

Warum können Wale, die jahrzehntelang Schiffen ausgewichen sind, in den letzten Jahren plötzlich nicht mehr ausweichen?

Plötzlich viel mehr Windkraftanlagen

Betrachtet man die Daten, zeigt sich – unabhängig von den Aussagen der Experten – ein zeitlicher und geografischer Zusammenhang dieser Übersterblichkeit bei den Walen und dem Windkraftausbau. Im Zuge dessen hat zwangsweise auch der Schiffsverkehr geringfügig zugenommen, denn zusätzlich zu den üblichen Frachtschiffen sind Vermessungs-, Kran- und Serviceschiffe unterwegs. Allerdings erklärt diese allein nicht die Zunahme der verendeten Wale.

Laut Lisa Linowes nahm das Walsterben ab 2016 deutlich zu – mit einem leichten Einbruch im Jahr 2022. In jenem Jahr ging der erste Offshore-Windpark an der US-Ostküste ans Netz. Sechs Jahre später stockte der Ausbau, nun nimmt er erneut Fahrt auf. So veröffentlichte die Regierung Biden im September einen Aktionsplan für die Entwicklung von Offshore-Windkraftanlagen an der Atlantikküste.

Derzeit sind insgesamt 3.500 Windräder für den Bau auf einer Fläche von 890.300 Hektar entlang der Ostküste vorgesehen. Bis zum Jahr 2030 soll die installierte Leistung 30 Gigawatt betragen, wofür die US-Regierung Fördermittel in Höhe von 3,5 Milliarden US-Dollar bereitstellt.

Um diese Ziele zu erreichen, habe die Windenergiebranche das „Vorsorgeprinzip“ beiseitegeschoben, wonach es in der Verantwortung der Entwickler, Erbauer und Hersteller liegt, Schaden zu vermeiden oder zu minimieren, so Linowes. Dieser Schritt habe Leben gekostet und werde es weiterhin tun.

Windräder ver(w)irren Wale

Anders als die Äußerungen von Read und Deaville vermuten lassen, ist ein Zusammenhang zwischen Windrädern und Walsterben auf biologischer Ebene leicht denk- und erklärbar:

Bereits vor dem Errichten der Fundamente muss der Meeresboden großflächig vermessen werden. Dies kann anders als an Land nicht per Satellitenbild erfolgen, stattdessen wird der Meeresboden mit hochauflösender geophysikalischer Technologie von Schiffen aus kartiert. Verwendet werden dazu akustische Verfahren. Mit anderen Worten, die verwendete Ausrüstung sendet Schallwellen aus, sie werden vom Meeresboden zurückgeworfen und an Bord wieder aufgenommen. Aus der Laufzeit ergibt sich eine detaillierte Karte.

Allerdings kommunizieren und orientieren sich auch Wale und Delfine mithilfe von Schallwellen, sodass eine Beeinträchtigung nicht auszuschließen ist. Aufgrund dessen vermuten Meeres- und Tierschützer, dass die Wale durch die Schallwellen sprichwörtlich vom Kurs abkommen und daher die Gewässer nicht mehr so sicher durchqueren können wie zuvor.

„Absoluter Zusammenbruch des gesetzlichen Schutzes“

Einer von ihnen ist der Fachmann für Schallemissionen Robert Rand. Seine Firma beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Geräuschemissionen von Gebäuden, Flugzeugen sowie Maschinen, einschließlich Stromerzeugern. Er erklärt in „Thrown to the Wind“, dass das U.S. Bureau of Ocean Energy Management und die NOAA nicht berücksichtigt haben, dass Wale die Geräusche, die von der Vorbereitung, dem Bau und dem Betrieb der Windräder ausgehen, meiden und abwehren.

„Sie stellen nicht die Verbindung zwischen einem lauten Geräusch im Wasser und einer Spezies her, die sich von diesem Geräusch wegbewegt. Das ist ein Problem, weil die Wale nicht die Fettreserven haben, um ewig herumzuirren, während sie versuchen, von diesem Geräusch wegzukommen“, sagte Rand in dem Film.

Hinzu komme, „wenn ein Kalb von der Mutter getrennt wird, geraten beide in Stress, und es dauert nicht lange, bis sie sterben. Das ist eine sehr tödliche Situation. Das Kalb braucht die Mutter zum Fressen, und die Mutter versucht, das Kalb zu finden.“ Nachdem Mutter und Kalb ihre Energie verbraucht haben, stranden sie und sterben leider häufig auch.

Die Ergebnisse eines unabhängigen technischen Gutachtens, in dem er den Betriebslärm von geophysikalischen Sonarschiffen untersuchte, bezeichnet Rand als „besorgniserregend“. Ziel sei es, den Lärmschutz für die Meeresbewohner zu verbessern, aber „was ich sehe, sind Geräuschpegel, die über dem Grenzwert liegen, den die NOAA selbst festgelegt hat. […] [Pegel], die viel höher sind als die, die in der Genehmigung zur zufälligen Belästigung gewährt wurden.“

Sein Fazit ist ebenso besorgniserregend wie klar:

Das sieht nach einem absoluten Zusammenbruch des gesetzlichen Schutzes für den Glattwal aus.“

(Mit Material von theepochtimes.com)



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