Windkraft-Ausbau entlarvt Doppelmoral beim Umweltschutz

Die Auswirkungen von Windkraftanlagen sind weitgehend unbekannt. Die verhältnismäßig wenigen unabhängigen Studien sprechen indes eine ganz andere Sprache, als viele Befürworter der Erneuerbaren. Unbekannte Auswirkungen hat die Windkraft aber nicht nur auf dem Wasser.
Windkraft an der niederländischen Küste. Widerstand gegen die Anlagen kommt meist nur von Anwohnern und Betroffenen.
Beim Ausbau von erneuerbaren Energien schauen manche Umweltschützer häufig weniger genau hin. Die Auswirkungen auf Wasser, Wälder und Wiesen sind bis heute unzureichend erforscht.Foto: iStock
Von 15. November 2023

An der Ostküste der USA sterben seit 2016 zusehends mehr Wale als in den Jahren und Jahrzehnten zuvor. Das ist auch dem ehemaligen Präsidenten und aktuellen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump aufgefallen. Obwohl seine Aussagen über die besorgniserregende Entwicklung von offiziellen Zahlen gestützt werden, scheinen viele Umwelt- und Naturschutzverbände die Augen vor der wahrscheinlichen Ursache zu verschließen: dem Ausbau der Windkraft auf See.

Dabei ist es keineswegs so, dass sich Umweltgruppen wie Greenpeace nicht um die Wale sorgen, nur ist ihre Sorgen nicht bei allen Bauvorhaben gleich ausgeprägt.

Im Jahr 2021 kam die US-Fischereibehörde zu dem Schluss, dass der Rice-Brydewal (Balaenoptera ricei) im Golf von Mexiko eine eigenständige Art ist, von der es nur noch 50 Exemplare gibt. Im Juli 2023 schlug die übergeordnete National Oceanic and Atmospheric Administration (Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde, NOAA) vor, 7,3 Millionen Hektar des Golfs von Mexiko von Texas bis Florida als Schutzgebiet für diese Walart auszuweisen. Das Gebiet ist etwas größer als Bayern und würde die Öl- und Gasindustrie bei ihren Offshore-Bohrungen erheblich einschränkten.

Unternehmer und Politiker aus Anrainerstaaten reichten daraufhin Klagen ein, mit der Begründung, der Vorschlag sei nicht gut durchdacht und würde der Wirtschaft schaden, so ein Bericht der „Washington Post“. Den Klagen wurde stattgegeben und ein Bezirksrichter wies die NOAA an, ihren Vorschlag zurückzuziehen. Dagegen klagten wiederum Umweltgruppen, darunter das Center for Biological Diversity (Zentrum für biologische Vielfalt) in Tucson, Arizona. Sie argumentierten, dass Offshore-Bohrungen der Meeresfauna und -flora schaden würden.

Klimawandel statt Windkraft

Eine Dringlichkeitspetition vom 28. September fordert nun Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe. „Glattwale können keine weiteren Verzögerungen beim Schutz verkraften, und das sollten sie auch nicht müssen“, sagte Kristen Monsell, Leiterin der Rechtsabteilung des Center for Biological Diversity, in einer Erklärung.

„Schon ein einziger Schiffsanschlag würde diese Wale dem Aussterben näher bringen, aber Geschwindigkeitsbegrenzungen können dies verhindern. Bundesbeamte können sich nicht zurücklehnen und nichts tun, während Glattwale in Gefahr sind.“

Geht es indes um Eingriffe in die Natur durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, gibt es scheinbar weniger Bedenken. So hat die Umweltgruppe keine Anstrengungen unternommen, um auf die Auswirkungen der Offshore-Windparkentwicklung auf Wale hinzuweisen oder Projekte in ihrem Interesse zu stoppen.

Lisa Linowes, Gründerin von WindAction, fasste dies im 2023 erschienenen Dokumentarfilm „Thrown to the Wind“ wie folgt zusammen: Wenn es um die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen geht, setzen sich Umweltgruppen wie Greenpeace und der Sierra Club für die Tierwelt ein, aber im Falle der sogenannten erneuerbaren Energien schieben sie die Schuld auf andere Faktoren wie Schiffsunfälle und den Klimawandel oder sie schweigen.

„Es sei denn, sie werden stillgelegt“

In einem anderen Gerichtsprozess beklagt eine Bürgerinitiative aus Massachusetts, dass mehrere Bundesbehörden nationale Vorschriften des Umwelt- und Tierschutzes nicht eingehalten haben. In der zunächst abgewiesenen Klage heißt es, dass das US Bureau of Ocean Energy Management (Amt für Meeresenergie-Management, BOEM), die NOAA und die US-Fischereibehörde das Ökosystem in „ernsthafte“ Gefahr bringen. Konkret haben sowohl BOEM als auch NOAA versäumt, sicherzustellen, dass Windkraftprojekte „das Überleben und den Fortbestand von Arten [, die vom Aussterben bedroht sind], wie dem Nordatlantischen Glattwal, nicht gefährden“.

Hintergrund ist, dass dieses „ikonisches Meerestier“, von dem es weltweit weniger als 400 Exemplare in freie Wildbahn gibt, entlang der Küste wandert. Unter anderem in einem Gebiet unmittelbar südsüdwestlich von Nantucket Island. Dieses Gebiet im Nordosten der USA stellte einen „langjährigen sicheren Hafen“ für diese Walart dar, so die Bürgerinitiative, die inzwischen Berufung gegen die Klageabweisung eingelegt hat.

Leider ist dies genau der Ort, den BOEM [unter anderem] für den Bau der größten Offshore-Windkraftanlage, die jemals errichtet wurde, ausgewählt hat.“

Widersprüchliche Aussagen finden sich zudem nicht nur vor Gericht, selbst innerhalb der NOAA scheinen nicht alle der gleichen Meinung zu sein: In einem Brief an die BOEM aus dem Jahr 2022 äußerte der Leiter der NOAA-Abteilung für geschützte Arten, Sean Hayes, seine Besorgnis über die Entwicklung der Offshore-Windkraftanlagen und ihr Potenzial, dem Meeresleben in den südlichen Gewässern Neuenglands zu schädigen.

Zu den Risiken, die Hayes aufzählt, gehören erhöhter Lärm, Schiffsverkehr, Lebensraumzerstörung und das Risiko, sich zu verheddern, sowie die Beeinträchtigung der Nahrungsquellen der Wale. Obwohl die Risiken bis „zu einem gewissen Grad gemildert werden können“, lassen sich die „ozeanografischen Auswirkungen“ von Windkraftanlagen, die über einen Zeitraum von 30 Jahren in Betrieb sind, nicht abmildern, „es sei denn, sie werden stillgelegt“, so Hayes.

Tierschutz durch Windkraft-Lobbyisten

Indes verfügt die NOAA selbst über ein Netzwerk von Organisationen, die den Tod von Walen untersuchen. Zu diesen gehört auch die Atlantic Marine Conservation Society (Gesellschaft zum Erhalt der Meeresumwelt des Atlantiks), die sich für die Rettung der Wale einsetzt, erklärt Linowes. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass sich dies um das Jahr 2021 geändert hat, da seither Mitglieder des Vorstands auch für das Windenergieunternehmen Equinor arbeiten würden.

Demnach sei der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft, Paul Tonna, ein führender Lobbyist für Equinor, während das Vorstandsmitglied Jennifer Dupont als Managerin für strategische Umweltangelegenheiten bei Equinor tätig sei.

„Ungefähr die Hälfte des Vorstands der Atlantic Marine Conservation Society scheint von der Entwicklung der Offshore-Windkraft zu profitieren“, so Linowes. „Und das ist die Organisation, die für die Untersuchung des Walsterbens vor der Küste von New York verantwortlich ist.“

Epoch Times hat die Organisation um eine Stellungnahme gebeten.

Windkraft statt Wälder

Während es in Deutschland wenig Wale gibt, ist ein Großteil des Landes bewaldet.

Liegt unter diesen Wäldern Kohle und damit eine der wenigen heimischen Energiequellen Deutschlands, protestieren Umweltschützer wochen- oder monatelang und versuchen mit allen Mitteln, eine Rodung zu verhindern. Andererseits ist der Widerstand gegen Windkraftprojekte vonseiten derselben Gruppierungen eher zaghaft. Aktiv werden meist nur die betroffenen Anwohner oder die wenigen landes- und bundesweiten Bürgerinitiativen.

Wiederum ist es nicht so, dass Windräder nur Auswirkungen auf und im Meer haben. Wie sich die Windkraft auf die Pflanzenwelt und das Mikroklima der Wälder auswirkt, ist ebenfalls kaum bekannt. Jedoch ist auch hier die Beeinflussung offensichtlich und leicht verständlich:

Werden Flächen für einen Stellplatz oder die Zuwegung von Windkraftanlagen abgeholzt, werden zusätzliche Waldränder geschaffen. Abgesehen von stark verdichteten Zufahrten und Kranplätzen entstehen dadurch Gebiete ohne Bewaldung, die im Schatten liegen. Auf der sprichwörtlich anderen Seite scheint dagegen fortan die Sonne tiefer in den Wald hinein. Auf diese Weise führen mehr Waldränder zu einer Erwärmung des Waldes.

Studie widerlegt Windkraft-Narrativ

Wenn Wasser und Wälder Schaden nehmen können, warum stellt man Windräder nicht auf die grüne Wiese? Das wird bereits gemacht, mitunter zum Leid der benachbarten Dörfer und ihren Bewohnern. Eine Studie aus der Inneren Mongolei in China zeigt jedoch weitere Auswirkungen. Untersuchungsschwerpunkt war hierbei ein Windpark mit über 1.000 Anlagen.

Wie die Daten zeigen, verändern diese höchstwahrscheinlich die Phänologie der Graslandvegetation, erklären die Forscher um Zhe Liu von der Ludong Universität in China. Die Phänologie beschreibt periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur, sprich das Pflanzenwachstum im Jahresverlauf. Dabei zeigte sich, dass Windräder die Wachstumsperiode vor, Kilometer-weit vor und hinter dem Windpark zu verlängern scheinen.

Diese „ist auf einen früheren Beginn der Vegetationsperiode zurückzuführen, der hauptsächlich durch den Anstieg der lokalen Landoberflächentemperaturen beeinflusst wurde. Und eine solche Verlängerung wird die Verdunstung aus der Transpiration der Vegetation im Untersuchungsgebiet erhöhen, was hier sehr wahrscheinlich zu einer Abnahme der Bodenfeuchtigkeit führen wird“, so Liu und Kollegen.

Damit bestätigen sie ihrerseits genau das, was Befürworter der Windkraft nicht nur in Deutschland vehement abstreiten: Windkraftanlagen tragen zur Erwärmung bei und fördern Dürre.

Im Umkehrschluss heißt das für die Umweltschützer in den USA: Wale, die „wegen des Klimawandels sterben“, sterben genauso wegen des zunehmenden Ausbaus der Windkraft.

(Mit Material von theepochtimes.com)



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