Analyse: Erhöht Klimawandel Gefahr von Ernteausfällen?

Wie der Klimawandel die weltweite Nahrungsmittelversorgung gefährdet, sei nur ungenügend erforscht. Vergessen wird dabei, dass Extremwetter kein Klima ist und mehr CO₂ die Ernteerträge weltweit steigen lässt.
Dunkle Wolken am Horizont: Führt der Klimawandel zu mehr Ernteausfällen oder steigen die Erträge?
Dunkle Wolken am Horizont: Führt der Klimawandel zu mehr Ernteausfällen oder steigen die Erträge?Foto: iStock
Von 13. Juli 2023

Ein Extremwetterereignis kann zu Ernteausfällen in einer Region führen, warnen Forscher der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e. V. (DGAP). Dies müsse ein „Weckruf“ für die Bedrohung sein, die der Klimawandel für unsere Lebensmittelsysteme darstellt.

Ersteres ist korrekt, über das Zweite lässt sich streiten. Auch in der Vergangenheit gab es mehr oder weniger große Hungersnöte. Eine der bekanntesten ist vermutlich der „Große Hunger“ in Irland, als die Kartoffelfäule 1845 bis 1849 große Teile der Ernte vernichtete. In jüngster Geschichte habe indes der Ukraine-Konflikt gezeigt, was passiert, wenn zwei der großen Getreidelieferanten kein Getreide mehr ausführen. Der „Klimawandel“ spielte bei beiden kaum eine Rolle.

Durch den Klimawandel könnte es durch wetterbedingte Ernteausfälle zu noch gravierenderen Situationen kommen, ergänzen die Forscher um Kai Kornhuber. So könnten Häufungen von Extremwetter zu „überdimensionalen gesellschaftlichen Auswirkungen führen [und sie] stellen ein Risiko für die globale Ernährungssicherheit“ dar. Derartige Ereignisse können zu Preisspitzen, Ernährungsunsicherheit und sogar zu Unruhen führen, erklärt der Hauptautor der Studie.

Die DGAP ist eine vom Auswärtigen Amt geförderte Denkfabrik mit Sitz in Berlin. Sie betreibt unter anderem Forschungseinrichtungen für Fragen der internationalen Politik sowie der Außen- und Sicherheitspolitik. Die jüngste Forschungsarbeit erschien in Kooperation unter anderem mit der Columbia University und dem Dartmouth College (beide USA) sowie dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Anfang Juli in der Fachzeitschrift „Nature Communications“.

Die Forscher führen keine Interessenkonflikte an.

Risiken in Modellen unterschätzt

Kornhuber und Kollegen untersuchten, mit welchen Ernteeinbußen Extremwetterereignisse in der Vergangenheit verbunden waren und welche Änderungen im Zuge des Klimawandels zu erwarten seien. So hat es bei ungünstigen Großwetterlagen im Zeitraum 1960 bis 2014 in Ostasien bis zu sieben Prozent weniger Weizen und Mais in der Region gegeben, fasst die „Deutsche Presse-Agentur“ (dpa) die Ergebnisse zusammen.

„Gleichzeitige Ernteausfälle in wichtigen Anbauregionen stellen ein systemisches Risiko dar, da die damit verbundenen steigenden Nahrungsmittelpreise zu Konflikten und Unterernährung in Ländern führen können, die auf Importe angewiesen sind“, schreiben die Studienautoren.

„Durch die Erhöhung der Treibhausgaskonzentration begeben wir uns in ein unbekanntes Gewässer, in dem wir kaum eine genaue Vorstellung davon haben, welche Art von Extremen auf uns zukommen werden“, sagte Kornhuber gegenüber AFP.

Insgesamt könnten die Klimamodelle zwar die atmosphärischen Bewegungen des Jetstreams gut abbilden, gleichzeitig unterschätzten sie aber das Ausmaß der dadurch verursachten Extreme am Boden.

Nicht vom Winde verweht

Für ihre Analyse nahmen die Wissenschaftler die Feldfrüchte Weizen und Mais ins Visier. Jeweils etwa zwei Drittel der Weltproduktion stammt aus den Regionen Nordamerika, Westeuropa, Osteuropa, Indien und Ostasien. Anschließend legten sie ihr Hauptaugenmerk auf den Verlauf und die Veränderungen des Jetstreams. Diese Höhenwinde schlängeln sich üblicherweise in sich ständig verändernden Wellen rund um die gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel. Bleiben diese sogenannten Rossby-Wellen eher stationär, können sich Hoch- und Tiefdruckgebiete längere Zeit über einer Region halten.

So suchten Kornhuber und Kollegen in historischen Daten nach Ereignissen, bei denen mehr als eine der genannten Kornkammern niedrige Erträge erzielten und dies mit Rossby-Wellen in Verbindung gebracht werden konnte. Sie ermittelten anhand mehrerer Modelle, dass die Weizen- und Maisernte je nach Region und Ausprägung des Jetstream um zwei bis sieben Prozent niedriger ausfielen.

Die Forscher untersuchten weiterhin, wie wahrscheinlich das Auftreten von gleichzeitigen Ernteausfällen in der Vergangenheit war. Die Wahrscheinlichkeit war vor allem dann erhöht, wenn Nordamerika eine der betroffenen Regionen war. In Simulationen der künftigen Entwicklung (2045 bis 2099) steige das Risiko von hohen Ernteverlusten, besonders wenn Nordamerika und Ostasien betroffen seien. Erhöhte Wahrscheinlichkeiten für hohe Ernteverluste ermittelten sie auch, wenn einerseits Nordamerika und Osteuropa sowie andererseits Indien und Westeuropa betroffen sind.

Hierzu muss allerdings erwähnt werden, dass das zugrunde liegende Klimamodell des IPCC (RCP 8.5) nachweislich unmöglich ist. Dabei gehen die Klimaexperten von Emissionen aus, die die weltweiten Vorräte fossiler Brennstoffe bei Weitem übersteigen. Mit anderen Worten: Bevor die Menschen so viel CO₂ ausstoßen können, gehen uns Kohle, Gas und Öl aus. Epoch Times berichtete.

Dass Extremwetter eine Folge der Klimaveränderungen sind, ist in Teilen der Wissenschaft ebenfalls umstritten.

Der „Klimawandel“ ist schuld – immer

Ebenfalls unberücksichtigt – nicht nur in dieser Studie – ist der laut NASA „schockierend große“ Düngeeffekt durch CO₂, der „im Zuge des Klimawandels“ weiter ansteigen wird. Sprich, der Klimawandel, der hilft, die Welt zu ernähren, gefährdet die Ernährung?

So schrieben Charles A. Taylor und Wolfram Schlenker von der Columbia University in einer 2021 veröffentlichten Studie, dass die wichtigsten Ernteerträge in den USA seit 1940 um zehn bis 40 Prozent gestiegen sind. Grund dafür sei die Zunahme von CO₂ in der Atmosphäre durch menschliche Aktivitäten. „Die Zahlen von Taylor und Schlenker sind zehn bis 100 Mal höher als frühere Schätzungen“, erklärte Richard S. J. Tol, Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Sussex, gegenüber The Epoch Times.

Konkret fanden die Autoren heraus, dass ein Anstieg von ein Teil pro Million (1 ppm) CO₂ die Maiserträge um 0,5 Prozent erhöhte. Ähnliches zeigte sich bei Sojabohnen (+ 0,6 Prozent) und Weizen (+ 0,8 Prozent). „Anders ausgedrückt: Die Erträge könnten durch den CO₂-Düngeeffekt in den letzten Jahren um 1-2 [Prozent] pro Jahr gestiegen sein“, schrieben Taylor und Schlenker. Weitere Arbeiten stützen dies. Vor sechs Jahren berichtete auch die dpa darüber.

Rechnet man diese beiden Effekte gegeneinander auf, zeigt sich, dass (simulierte) Ernteausfälle von zwei bis sieben Prozent durch den (real beobachteten) Düngeeffekt in Höhe von zehn bis 40 Prozent mehr als ausgeglichen werden. In Summe hat der „Klimawandel“ damit zu einem Anstieg der Ernteerträge geführt. Wo mehr Ernte wächst, kann allerdings auch mehr ausfallen. Angaben dazu fehlen in beiden Studien.



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