Gutherziges Genie zwischen Glauben und Wissenschaft

„Welches ist der Sinn unseres Lebens, welches der Sinn des Lebens aller Lebewesen überhaupt? Eine Antwort auf diese Frage wissen, heißt religiös sein. Du fragst: Hat es denn überhaupt einen Sinn, diese Frage zu stellen? Ich antworte: Wer sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen als sinnlos empfindet, der ist nicht nur unglücklich, sondern auch kaum lebensfähig.“ Albert Einstein (1879 - 1955)
Albert Einstein an einer Kreidetafel
Der berühmte Physiker Albert Einstein (1879 - 1955) im Jahr 1931.Foto: AP, public domain
Von 8. März 2023

Jahrhundertelang galt Isaac Newton als Vater der Wissenschaft, wenn es um das Verständnis unserer Welt ging. Dies änderte sich jedoch am 14. März 1879 mit der Geburt des kleinen Albert Einstein in Ulm, Baden-Württemberg. Nur ein Vierteljahrhundert später sollte der gebürtige Deutsche und Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie die Kenntnisse der Physik völlig verändern.

Mit dem Umzug seine Familie nach München begann Einsteins junges Leben zunächst friedlich. Mit 6 Jahren besuchte er die katholische Petersschule und war – entgegen der landläufigen Meinung – ein guter Schüler. „Gestern erhielt Albert seine Noten, er war wieder die Nummer eins, und sein Zeugnis war glänzend“, schrieb seine Mutter Pauline einmal an ihre Schwester. Schon in diesen jungen Jahren entwickelt der kleine Albert eine große Begeisterung für die Mathematik und Physik.

Junger Albert Einstein

Foto des jungen Einsteins aus dem Jahr 1894. Foto: public domain

Genialer Schulabbrecher

Dieser glückliche Zustand sollte sich jedoch mit dem Wechsel auf das Luitpold-Gymnasium ändern. „Er wird es nie zu etwas bringen“, waren die Worte seines Lehrers. Auch kam Einstein nicht mit der autoritären Haltung der Schule zurecht. Im Dezember 1894 verließ er schließlich mit 15 Jahren das Gymnasium ohne einen Schulabschluss. Er reist zu seiner Familie, die wenige Monate zuvor aus beruflichen Gründen nach Italien umgezogen war.

Ungebrochen ist aber noch immer sein Interesse für die Physik. Deshalb bewirbt er sich bei der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich – wird jedoch abgelehnt. Doch er gibt nicht auf: Er zieht zu Bekannten in die Schweiz, holt sein Abitur erfolgreich nach und bewirbt sich erneut an der ETH Zürich. Dieses Mal wird er angenommen und strebt ein Fachlehrerdiplom für Mathematik und Physik an, das er im Jahr 1900 ablegt.

Nur ein Jahr später veröffentlicht Einstein seine erste wissenschaftliche Arbeit und bewirbt sich erneut an mehreren Universitäten für eine Assistentenstelle. Erfolglos. Sein Weg führt ihn schließlich über Kontakte ins Schweizer Patentamt in Bern. 1903 heiratet er seine langjährige Liebe und Mitstudentin Mileva Maric – gegen den Willen seiner Familie – und bekommt mit ihr drei Kinder.

Einstein mit Ehefrau Mileva Maric

Albert Einstein mit seiner ersten Ehefrau Mileva Maric. Foto: public domain

Auch seine langjährigen Arbeiten tragen in dieser Zeit ihre ersten Früchte: Einstein veröffentlicht 1905 gleich vier seiner bahnbrechenden Arbeiten, weshalb es als „Jahr der Wunder“ in die Wissenschaft eingeht. Seine erste Arbeit beschäftigte sich mit der Idee, dass Licht in Form von Photonen vorkommen könnte. Das ebnete den Weg der heutigen Photovoltaik – und ihm den Weg zum Nobelpreis.

In der zweiten Arbeit widmete er sich der Brownschen Bewegung, die die Existenz von Molekülen beweist. Im Rahmen der letzten beiden Arbeiten stellte der Physiker seine inzwischen berühmte Relativitätstheorie vor und führt die Gleichung E = mc² in die Forschung ein.

Obwohl Einstein sich sehr sicher sein konnte, dass er recht hatte, machte es ihm nichts aus, sich zu irren. Diese Widerstandsfähigkeit mag ihm geholfen haben, tage-, wochen- und jahrelang an demselben Problem zu arbeiten, ohne sich entmutigen zu lassen und aufzugeben.

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ – Albert Einstein

Einstein und sein Widerstand gegen das Böse

1919 ließ sich Einstein von seiner Ehefrau Mileva Maric scheiden und heiratete bald darauf seine Cousine Elsa Löwenthal. Zwei Jahre später wird sein Wissen mit einem Nobelpreis für Physik gekrönt. Die Entscheidung, Einstein den Preis zu verleihen, war umstritten – weil Einstein ein bekennender Kriegsgegner und Angehöriger des jüdischen Glaubens war, wie es bei „The Guardian“ heißt.

Mit dem Aufstieg Hitlers floh Albert Einstein 1933 schließlich mit seiner Frau aus Deutschland. Er verzichtete auf seine deutsche Staatsbürgerschaft und zog in die Vereinigten Staaten, um in Princeton Professor für theoretische Physik zu werden.

Während seiner Zeit in Deutschland erlebte Einstein Schikanen und Denunzierungen durch das NS-Regime. Mit Entsetzen sieht er, was mit seinen in Europa verbliebenen Glaubensgenossen passiert – wie sie verfolgt und wie Menschenrechte mannigfach verletzt werden. Er verachtete, was in seiner Heimat Deutschland vor sich ging und nutzt seine Bekanntheit, um sich auch für Herzensangelegenheiten außerhalb der Physik einzusetzen.

Einstein im Jahr 1920

Foto von Einstein in seinem Berliner Büro aus dem Jahr 1920. Foto: public domain

So wurde er beispielsweise im Jahr 1939 von mehreren Kollegen auf die Folgen des Einsatzes nuklearer Waffen aufmerksam gemacht, wenn Hitler in deren Besitz käme. Sie überzeugten Einstein schließlich davon, diese Bedenken in einem Brief an den US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt zu senden. Das Ergebnis: Die USA gründete das Manhattan-Projekt, in dessen Rahmen sie die verheerenden Atombomben entwickelten, die im Zweiten Weltkrieg Japan trafen.

Obwohl viele berühmte Physiker an diesem Projekt mitarbeiteten, war Einstein nicht dabei. Ihm soll laut dem American Museum of Natural History die erforderliche Sicherheitsfreigabe verweigert worden sein. Als Grund wird Einsteins starke Position bezüglich Menschenrechten genannt. Einstein ist also nicht der Erfinder der Atombombe, auch wenn er unweigerlich Einfluss auf ihren Bau nahm. Seine einzige Motivation war, dass die Nationalsozialisten um Hitler diese Technologie nie bekommen sollten.

„Hätte ich gewusst, dass es den Deutschen nicht gelingen würde, eine Atombombe zu entwickeln, hätte ich keinen Finger gerührt“, sagte Einstein 1947 dem Magazin „Newsweek“. Der Atombombenabwurf auf Japan ließ Einstein geschockt und tief berührt zurück:

Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren.“

Überall Verfolgung und Hass

Deshalb half Einstein 1945 bei der Gründung einer Organisation, die die Öffentlichkeit vor den Gefahren von Atomwaffen warnen sollte. „Die Freisetzung der Atomkraft hat alles verändert außer unserer Denkweise, und deshalb treiben wir auf Katastrophen zu, die nicht ihresgleichen haben“, schrieb Einstein in einem Telegramm.

Außerdem setzte sich der Physiker kritisch mit Rassismus in Amerika auseinander. Den Buchautoren Fred Jerome und Rodger Taylor zufolge erkannte Einstein eine deutliche Ähnlichkeit zwischen der amerikanischen Rassentrennung und der Behandlung jüdischer Gläubiger in Deutschland.

Albert Einstein spricht bei einer Konferenz 1950 in Princeton über den amerikanischen Rassismus und den Atombombenabwurf über Japan im Zweiten Weltkrieg. Foto: AFP, Getty Images

Mehrfach widmete sich Einstein in Schriften oder Reden diesem Thema. Da ihn die Medien jener Zeit ignorierten, nahm die Öffentlichkeit seine Bemühungen kaum wahr. „Je mehr ich mich als Amerikaner fühle, desto mehr schmerzt mich diese Situation. Ich kann dem Gefühl der Mitschuld nur entkommen, indem ich meine Stimme erhebe […]“, schrieb Einstein 1946 in der Zeitschrift „Pageant“.

Dass diese Bemühungen keine leeren Worte waren, zeigte der Physiker immer wieder. So lud er die Opernsängerin Marian Anderson als Gast zu sich nach Hause ein, als diese aufgrund ihrer Hautfarbe kein Hotelzimmer erhielt. Bis zu seinem Tod fand Anderson in Einstein einen guten Freund, der sie jederzeit in seinem Heim willkommen hieß.

Albert Einstein zusammen mit Julius Robert Oppenheimer, amerikanischer Physiker mit deutsch-jüdischer Abstammung. Foto: US Department of Defense, public domain

Bodenständig und gutherzig

Eine weitere Eigenschaft von Einstein war, dass er eine gute Idee sofort erkannte, wenn er sie sah. Dies galt auch dann, wenn diese von einem gewöhnlichen Hobbyforscher stammte. Eine dieser Begegnungen ereignete sich 1936, als sich der tschechische Amateuringenieur Rudy W. Mandl mit einer Idee an Einstein wandte und er hellhörig wurde.

„Alle anderen sagten diesem armen Amateurwissenschaftler, er solle ihn [Einstein] nicht belästigen. Doch Einstein schenkte ihm netterweise gleich einen ganzen Nachmittag Zeit“, erklärt Daniel Kennefick, Physiker an der University of Arkansas und Autor eines Buches über Einstein gegenüber „Live Science“.

Mandl selbst studierte Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie intensiv. Der Tscheche glaubte, dass ein Objekt im Weltraum – wenn es groß genug ist – das Licht auf allen Seiten um sich herum biegen kann. Dadurch entstehe eine Art Gravitationslinse, die das Licht, das hier auf der Erde erscheint, bündelt. Einstein hatte diese Idee schon früher gehabt, sie aber vergessen. Also führte er ein paar Berechnungen durch und zeigte, dass der Prozess funktioniert.

Einstein selbst hielt diese Erkenntnis für nicht so wichtig und wollte sie gar nicht veröffentlichen. Doch Mandl blieb beharrlich und Einstein veröffentlichte diese Arbeit schließlich doch noch. Diese „unwichtige Methode“ entpuppte sich schließlich als bahnbrechende Technik. Weiterentwickelt ist sie inzwischen zu einem Pfeiler der modernen Astronomie geworden und wird zur Beobachtung weit entfernter Himmelskörper eingesetzt. Das war jedoch nicht das erste und letzte Mal, dass sich Einstein Zeit nahm, um einem unbekannten Wissenschaftler mit einer Idee zuzuhören.

Das Vermächtnis von Einstein

Nachdem er 1945 in den Ruhestand gegangen war, arbeitete Einstein noch zehn Jahre lang intensiv an einer Methode, die Schwerkraft mit dem Elektromagnetismus in einer sogenannten einheitlichen Feldtheorie zu vereinen. Seine Bemühungen blieben jedoch ohne Ergebnis: Am 18. April stirbt der Physiker an einem geplatzten Blutgefäß in der Nähe seines Herzens. Sein Leichnam wurde noch am selben Tag verbrannt und seine Asche an einem unbekannten Ort verstreut.

Zuvor soll ein Arzt unerlaubterweise Einsteins Gehirn entfernt haben. Später nutzten es Forscher auf der Suche nach besonders ausgeprägten Merkmalen, die seine Genialität erklären sollten.

Neben seinen großen wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Physik hatte Einstein im Laufe seines Lebens auch viele kleine Ideen. Diese heute kaum bekannten Erfindungen umfassen neben einer seltsamen kleinen Wetterfahne auch ein neuartiges Kühlsystem. Viele Menschen stellen sich den brillanten Physiker als Theoretiker – schreibend an einer Kreidetafel – vor. Doch er liebte besonders die praktischen Momente seiner Arbeit.

Einstein spielt Geige

Albert Einstein fand nicht nur in der Physik eine Leidenschaft, sondern auch in der Musik. Foto: AFP, Getty Images

„Er war sehr an praktischen Dingen interessiert. Er hatte all diese großartigen Ideen, aber er liebte es, Experimente zu machen. Er bastelte gerne an Dingen herum“, so Kennefick. Albert Einstein war also in vielerlei Hinsicht ein großer und besonderer Mensch.

Er liebte die Musik, schätzte Kinder für ihre Energie und Neugierde auf das Leben. Er liebte das Segeln und stundenlanges, stilles Nachdenken. Religiösen Traditionen gegenüber war er tolerant, auch dann, wenn er sie für falsch hielt. Einstein glaubte mehr an einen Schöpfer des Kosmos als an einen personifizierten Gott. Er blieb sich immer treu und ein gütiger Mensch mit tiefen Überzeugungen und Gefühlen, unendlicher Neugier und Hingabe.

Das Wichtigste ist, dass man nicht aufhört zu fragen.“ – Albert Einstein



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