Kabellose Technologien verdrahten unser Gehirn neu

Während Hersteller behaupten, Smartphones und mobile Geräte seien unbedenklich, weisen etliche Studien auf die Gefahren von Mobilfunkstrahlung hin, einschließlich Erfahrungen aus dem Silicon Valley. Bis heute sind Grenzwerte durch die Lobby beeinflusst und die Folgen der Nutzung nicht umfassend erforscht.
Nur nichts verpassen: Bei den Filmfestspielen von Venedig wird jeder Moment mit dem Handy festgehalten.
Mobilfunkstrahlung verdrahtet das Gehirn neu. (Symbolbild)Foto: Cinzia Camela/LPS via ZUMA Press Wire/dpa
Von 7. September 2022

Wir machen alles mit unseren Handys: Einkaufen, mit Freunden kommunizieren, spielen und vieles mehr. Viele Menschen arbeiten sogar täglich mit ihnen und manchmal gibt es sogar am Esstisch mehr Telefone als Menschen. Manchmal schenken Personen ihrem Handy mehr Aufmerksamkeit als ihrem Partner oder gar Kindern. Und jeder, der schon einmal länger telefoniert hat, dürfte gespürt haben, dass sein Ohr nach einer Weile warm oder heiß wurde und hat das Handy auf die andere Seite gewechselt.

Das (Festnetz-) Telefon wurde 1876 erfunden, der Computer und das Internet im Jahre 1974. Der erste kommerzielle Versuch, ein Smartphone zu entwickeln, wurde 1992 von dem US-amerikanischen Unternehmen IBM unternommen. Es verfügte über mehrere Funktionen, darunter Anrufe, SMS, E-Mails, eine Weltzeituhr und vieles andere, was heute zu den Grundfunktionen gehört. Inzwischen, 30 Jahre später, kann das Telefon bereits viel, viel mehr. Außerdem stieg die Zahl der weltweit benutzten Telefone von 50.000 im Jahre 1992 bis heute auf geschätzte 6,5 Milliarden Geräte.

Interessanterweise hat die US-Regierung kurz nach der Entwicklung des ersten Handys von IBM dessen finanzielle Mittel erheblich gekürzt. „Ein wichtiger Grund dafür, dass es keine weiteren Forschungen zu Gesundheitsrisiken hochfrequenter Mobilfunkstrahlung gibt, ist, dass die US-Regierung die Finanzierung dieser Forschung in den 1990er-Jahren eingestellt hat. Eine Ausnahme bildet die 2018 veröffentlichte, 30 Millionen Dollar teure Nagetierstudie. Sie liefert ‚eindeutige Beweise‘ dafür, dass Handystrahlung krebserregend ist“, sagte Dr. Joel Moskowitz gegenüber Berkeley News. Moskowitz erforschte ein Jahrzehnt lang an der University of California (Berkeley, USA) die Auswirkungen drahtloser Strahlung.

Zudem zeigt Norm Alster in seinem 60-seitigen Forschungspapier auf, dass die Federal Communications Commission (FCC) „von den Industrien dominiert wird“. Die FCC wurde 1934 als unabhängige US-Behörde gegründet, mit der Aufgabe, Kommunikationsgeräte auf ihre Verträglichkeit zu untersuchen. Der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) mit Sitz in Deutschland werden ähnliche Verbindungen zur Mobilfunklobby und dem Militär nachgesagt.

Mobilfunkstrahlung verursacht Gedächtnisprobleme

Das Gehirn besteht aus zwei Teilen: der weißen Substanz und der grauen Substanz. Die graue Substanz entwickelt sich bis zum Alter von etwa 20 Jahren und ist für alle motorischen Bewegungen und vor allem für die kognitiven Fähigkeiten verantwortlich. Die weiße Substanz spielt eine Schlüsselrolle bei der Weiterleitung und Beschleunigung von Nervensignalen vom und zum Gehirn. Letztere reift bis ins Erwachsenenalter hinein.

Beide Substanzen sind vor allem im Gehirn und in Teilen des Rückenmarks vorhanden und gelten als eine der geheimnisvollsten, aber lebenswichtigen Teile des menschlichen Körpers. So spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Ausführung jeglicher Aufgabe sowie der Weiterleitung von Informationen und der Umsetzung in Handlungen. Studien brachten bereits ein geringeres Volumen der weißen Substanz mit Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses, der Intelligenz und der schulischen Leistungen in Verbindung.

In extremen Fällen sind Rückgang und Störung der beiden Substanzen die Hauptursache für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Multiple Sklerose. Außerdem können Drogenmissbrauch und Hirntraumata ebenfalls zu einer Verschlechterung der Hirnsubstanz führen. Weniger verbreitet ist dagegen das Wissen, dass Telefone dasselbe bewirken können.

So ist klinisch erwiesen, dass chronische Telefonnutzung zu einer Verringerung der grauen Substanz führt. Dies ist wahrscheinlich auf die hochfrequenten elektromagnetischen Felder (RF-EMF) zurückzuführen, die von Smartphones ausgehen. Eine Schweizer Studie aus dem Jahr 2015 legt beispielsweise nahe, dass die Belastung durch hochfrequente elektromagnetische Felder mit Gedächtnisproblemen in Zusammenhang stehen. Einer weiteren Studie zufolge stehe Mobilfunkstrahlung zudem mit der Abnahme kognitiver Funktionen des Gehirns, einschließlich Gedächtnisproblemen, in Verbindung.

Nicht weniger schädlich scheint zudem die 5G-Strahlung zu sein. So zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie gehäuft Hirn- und Nervenerkrankungen wie Alzheimer, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und Autismus infolge der 5G-Nutzung. Aufgrund dieser Fülle an Studien appellieren bereits mehr als 250 Wissenschaftler an die WHO, die Menschen besser bezüglich schädlicher Handystrahlung aufzuklären und zu schützen.

Krebserregende Wirkung

Eine 2018 veröffentlichte Arbeit im Rahmen des National Toxicology Programms (NTP) zeigte zudem die schädlichen Auswirkungen von 2G- und 3G-Mobilfunkstrahlung auf Mäuse. So wiesen die Nager nach der Bestrahlung mit Funkfrequenzen Tumore in verschiedenen Organen und andere Krebsarten auf.

Darüber hinaus belegen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse eindeutig ein erhöhtes Risiko für Gehirn- und Rückenmarkkrebs im Zusammenhang mit der Nutzung von Mobiltelefonen. Auch eine Arbeit aus dem Jahr 2020 kam zu diesem Schluss und stellte fest, dass dies besonders bei Handynutzern mit einer Nutzungszeit von 1.000 oder mehr Stunden in ihrem Leben eintritt. Dies entspricht etwa 17 Minuten pro Tag über zehn Jahre.

Die Entwickler der Drahtlostechnologie gehen derzeit davon aus, dass 5G oder Wi-Fi nicht stark genug seien, um die menschliche Haut zu durchdringen. Zudem seien sie nicht ionisierend und daher unschädlich für den Menschen. Die Internationale Kommission für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) hat verschiedene Richtlinien festgelegt, die jedoch:

  • nicht verhindern, dass die Temperatur inakzeptabel ansteigt
  • die Intensität der Strahlungsspitzen nicht einschränken
  • verlangen, dass ein 5G-Mobiltelefon 8 cm vom Kopf oder Körper entfernt gehalten wird

Zweifel an der Unschädlichkeit von Mobilfunkstrahlung

Der Professor für Radiobiologie Dr. Yuri G. Grigoriev wies bereits in seinem Buch darauf hin, dass die ICNIRP und ihre Richtlinien nicht unbedingt glaubwürdig seien. Das ICNIRP stand in der Vergangenheit bereits wegen seiner wissenschaftlichen Vorgehensweise und seiner engen Verbindungen zur Industrie in der Kritik.

Die ICNIRP-Leitlinien seien nach Ansicht von Dr. Grigoriev unzureichend, da sie lediglich zum Schutz der Menschen vor den Auswirkungen der Wärmestrahlung entworfen wurden. In seinem Buch verweist der Forscher auf diverse Studien, die auf die Schädigung von Nervenzellen, die Veränderung von Zellmembranen und Beeinträchtigungen bezüglich der Fortpflanzung hinweisen.

Laut Dr. Moskovitz gibt es eine Fülle von Studien zur 5G-Technologie, wovon die meisten Mobilfunkstrahlung wie 5G als sicher einstufen. Lediglich sieben von ihnen sind medizinische oder biologische Studien. „Bei genauerer Betrachtung dieser sieben Studien fällt auf, dass keine einzige gepulste oder modulierte Strahlung betrachtete, wie sie für 5G nötig ist. Jedoch beeinflussen gerade diese Anwendungsformen die Art und Weise sowie den Umfang möglicher negativer biologischer und gesundheitlicher Effekte.“

Eine Studie, in der reale Bedingungen nachgebildet wurden, kam dagegen zu dem Ergebnis, dass hochfrequente Mobilfunkstrahlung krebserregend sein kann. Diese Ergebnisse basierten auf Experimenten, die mit Hochfrequenzpegeln unterhalb der FCC-Richtlinien durchgeführt wurden. Dieselbe Studie ergab, dass Handystrahlung auch Entzündungen, Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen, Tinnitus, Verdauungsstörungen und viele weitere Folgen verursachen kann. Die Auswirkungen scheinen also nicht nur punktuell zu sein, sondern können den gesamten Körper beeinflussen.

Handys machen süchtig. Absichtlich.

Dass Menschen heutzutage fast schon süchtig nach Smartphones sind, lässt sich kaum leugnen. So surfen Jugendliche in Deutschland laut einer Studie im Schnitt fast 70 Stunden pro Woche im Netz. Doch Mobilfunkstrahlung und Smartphone beeinflussen nicht nur junge Menschen. Die Handy-Sucht führt zu vielen klinischen (Schlaf-, Augen- und Bewegungsstörungen), psychologischen (Ablenkung, Stimmungsschwankungen, Interessenverlust) und sozialen (oberflächliche Lernhaltung, Isolation) Nachteilen. Doch es ist nicht allein die Schuld der Nutzer.

So sind Smartphones so konzipiert, dass sie süchtig machen. Es besteht der Drang, ständig auf den Bildschirm zu tippen und seine Nachrichten zu aktualisieren, weil es eine unerklärliche Befriedigung verschafft. Spielsüchtige können nicht widerstehen, den Hebel des Spielautomaten zu betätigen, genauso wie Smartphone-Süchtige nicht widerstehen können, den Bildschirm nach unten zu wischen. Die Ähnlichkeiten sind nicht nur unübersehbar, sondern laut dem ehemaligen Google-Designethiker Tristan Harris auch beabsichtigt.

Es gibt ein Leben abseits des Smartphones

Der erste Schritt die eigene Sucht zu bekämpfen, ist das Erkennen des Problems: die unnötig viele Nutzung des Handys. Es gibt Menschen, die ihr Telefon einfach geschäftlich nutzen müssen und es nicht wirklich „loswerden“ können. Die Betonung liegt auf „unnötig“, denn Sucht bedeutet, dass man ständig den Drang verspürt, sein Smartphone zu benutzen, obwohl es nicht unbedingt notwendig ist. Das stundenlange Scrollen durch den Feed in den sozialen Medien ist ein ziemlich gängiges Beispiel. Ein einfaches Machtwort zu sich selbst sprechen reicht zu Beginn bereits aus.

Der nächste Schritt besteht in der Regel darin, eine nicht-elektronische Beschäftigung zu finden. Beschäftigen sie ihre Finger stattdessen mit Hausputz, Malen oder Zeichnen. Ein ebenso leichter Einstieg ist das Backen oder Kochen. Alternativ kann die freie Zeit auch im Garten oder für kleine Unternehmungen mit Freunden oder Familie genutzt werden. Fahren Sie an einen See, erkunden Sie nahe gelegene Wanderwege oder Städte oder besuchen Sie ein verstecktes Café, um einen schönen Tag zu verbringen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Das Hauptziel besteht jedoch darin, zu erkennen, dass es auch ein nicht-digitales Leben gibt. Unterhalten sie sich von Angesicht zu Angesicht mit Freunden oder Kollegen. Schmieden Sie ein paar Pläne für ihre Freizeit und schauen Sie nach Unternehmungen in ihrer Umgebung.

Flucht nach vorn – zum Beispiel in den Wald

Eine knifflige Sache bei der Bekämpfung der Sucht im Allgemeinen ist, dass man sehr streng mit sich selbst sein muss. Ein Ziel durchzuhalten, vor allem ein solches, erfordert viel Entschlossenheit und Durchhaltevermögen. Manchmal mag es fast unmöglich erscheinen, aber mit der richtigen Einstellung und einer positiven Grundhaltung können Sie es schaffen.

Wenn der Drang nach dem Smartphone einmal zu groß ist, vergraben Sie es in Ihrer Tasche und flüchten Sie. In Japan gibt es eine Tradition namens „Shinrin-Yoku“ – das Wald-baden –, bei der man in einen Wald geht und die immense Schönheit der Natur auf sich wirken lässt. In der Regel verbringt man auf diese Weise Stunden in der Wildnis und nimmt sich Zeit, um zu entgiften, zu entspannen und zur Ruhe zu kommen.

(Mit Material von Epoch Times USA)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 60, vom 03. September 2022.



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