Bodenoffensive begonnen? Israel intensiviert Kämpfe und will Einsatz von Musks Starlink in Gaza verhindern

Der Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist in die nächste Phase eingetreten. Der Überblick.
Eine israelische mobile Artillerieeinheit ist in einer Position nahe der Grenze zwischen Israel und Gaza zu sehen.
Eine israelische mobile Artillerieeinheit ist in einer Position nahe der Grenze zwischen Israel und Gaza zu sehen.Foto: Tsafrir Abayov/AP/dpa
Epoch Times29. Oktober 2023

Israels Militär greift die islamistische Hamas im Gazastreifen verstärkt am Boden und aus der Luft an. „Wir treten in die nächste Phase unseres Krieges gegen die Hamas in Gaza ein. Aus der Luft, zu Lande und zur See“, sagte Israels Armeesprecher Daniel Hagari in einem vom Militär auf der Plattform X – vormals Twitter – veröffentlichten Video.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief angesichts der Lage für die Bevölkerung in Gaza beide Seiten zu sofortiger Deeskalation auf. Die Ausweitung der israelischen Bodeneinsätze erschwere zudem Vermittlungsbemühungen Katars zur Freilassung der über 220 Geiseln, erklärte der Außenminister des Golfemirats, das enge Verbindungen zur Hamas pflegt.

Irans Präsident warnt: Israel habe mit den Angriffen auf Gaza rote Linien überschritten. „Die Verbrechen der zionistischen Einheit, humanitär und militärisch, haben die roten Linien überschritten, die alle zum Handeln zwingen könnten“, sagte Regierungschef Ebrahim Raisi in einem Interview dem arabischen Sender Al-Dschasira.

Elon Musk und Starlink

Israel will alles unternehmen, um den Einsatz des Satelliten-Kommunikationssystems Starlink im Gazastreifen zu verhindern. „Israel wird alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um dies zu bekämpfen“, schrieb Kommunikationsminister Schlomo Karhi auf der Online-Plattform X – vormals Twitter.

Grund sei, dass die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas das System für Terrorzwecke missbrauchen würde. „Darüber besteht kein Zweifel, wir wissen es, und Musk weiß es.“

Tech-Milliardär Elon Musk hatte zuvor angekündigt, er wolle mithilfe des Satelliten-Kommunikationssystems seiner Firma SpaceX dabei helfen, die unterbrochene Kommunikation zu international anerkannten Hilfsorganisationen im Gazastreifen wieder herzustellen. Diese wurde mittlerweile wiederhergestellt.

Kommunikationsminister Karhi schrieb auf X, die sei wie das Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS). „Vielleicht wäre Musk bereit, die Freilassung unserer entführten Babys, Söhne, Töchter, älteren Menschen als Bedingung für (den Einsatz von Starlink) zu nennen. Alle von ihnen!“

Solange dies nicht geschehe, werde sein Ministerium „jegliche Verbindung mit Starlink kappen“.

Militärische Fähigkeiten der Hamas zerstören

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht die militärische Strategie der vergangenen Wochen als erfolgreich an. Die Luftangriffe hätten der Hamas einen „schweren Schlag“ versetzt, sagte Netanjahu in Tel Aviv. „Allerdings stehen wir erst am Anfang“, betonte er. Der Krieg werde „schwierig und langwierig“.

Ziel sei es, die militärischen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören, ihre Herrschaft über den Gazastreifen zu beenden und die Geiseln zurückzubringen.

Wie viele Geiseln genau im Gazastreifen gefangen gehalten werden, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Bis Samstag wurden israelischen Armeeangaben zufolge die Familien von 230 Entführten informiert.

Nach eigenen Angaben hat Israel den Verantwortlichen der Islamistenorganisation Hamas für Luftverteidigung und Co-Planer der Terrorattacke vom 7. Oktober getötet. Auf Grundlage nachrichtendienstlicher Informationen habe ein Kampfjet Asem Abu Rakaba „ausgeschaltet“, teilte das Militär auf Telegram mit.

Demnach kümmerte sich Abu Rakaba für die Hamas um Drohnen, Gleitschirme sowie Luftaufklärung- und -verteidigung. Die israelische Armee veröffentlichte dazu ein Video, das die Explosion eines Gebäudes aus der Luft zeigte.

Weiter Raketenangriffe aus Gaza auf israelische Städte

Palästinensische Terroristen schossen auch am Samstag wieder Raketen aus dem Gazastreifen auf israelische Städte. In israelischen Ortschaften im Grenzgebiet heulten mehrmals Warnsirenen. Auch im Großraum Tel Aviv gab es erneut Raketenalarm, ebenso in der Küstenstadt Aschkelon.

Auch an Israels Grenze zum Libanon kam es wieder zu Gefechten. Mehrere Panzerabwehrraketen und Mörsergranaten seien vom Libanon aus auf Israel abgefeuert worden, teilte Israels Armee mit. Man habe zurückgeschossen und Stellungen der Hisbollah-Miliz angegriffen. Die Hisbollah ist wie die Hamas mit Israels Erzfeind Iran verbündet.

Rotes Kreuz fordert sofortige Deeskalation

Die israelische Armee rief unterdessen die noch im Norden des Gazastreifens verbliebenen Menschen erneut dringend auf, sich im Süden des dicht besiedelten Küstengebiets in Sicherheit zu bringen. Das „Zeitfenster“ schließe sich schnell, hieß es.

Die Armee kündigte zudem an, sie werde eine Verstärkung der humanitären Hilfslieferungen für die palästinensische Bevölkerung zulassen. „Für die Einwohner des Gazastreifens, die in das Gebiet südlich von Wadi Gaza gegangen sind, weiten wir die humanitäre Hilfe aus“, sagte Armeesprecher Hagari.

Katar, Ägypten, Saudi-Arabien

Katar und Ägypten sind als Vermittler an den Bemühungen beteiligt, die Freilassung der von Terroristen entführten Geiseln zu erwirken. Vor der Ausweitung der Bodeneinsätze in dem von Israel abgeriegelten Küstengebiet hatte es Berichte gegeben über angebliche Fortschritte bei diesen Bemühungen. Majed Al-Ansari, Sprecher des katarischen Außenministeriums, sagte dem US-Nachrichtensender CNN am Samstag jedoch, die Eskalation vor Ort mache die Situation nun „erheblich schwieriger“.

Saudi-Arabien verurteilte „jegliche Bodenoffensiven“ Israels im Gazastreifen. Das islamische Königreich sprach von einem „eklatanten Bruch und einem ungerechtfertigten Verstoß gegen internationales Recht“.

Saudi-Arabien ist eine wichtige Schutzmacht der Hamas und der Palästinenser und war über Jahrzehnte mit Israel verfeindet. Vor Beginn des Gaza-Kriegs deutete vieles auf eine mögliche Normalisierung der Beziehungen unter Vermittlung der USA hin. Im Zuge des erneut eskalierten Konflikts hat Riad die Gespräche über eine mögliche Normalisierung gestoppt.

Wie das Nachrichtenportal „Axios“ unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtete, soll der saudische Verteidigungsminister Khalid bin Salman voraussichtlich am Montag zu Gesprächen mit ranghohen Vertretern der US-Regierung nach Washington reisen. (dpa/red)

 



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