„Erschreckend einseitig“: Klimaschützer wenden sich von Greta Thunberg ab
Die Klimadebatte ist derzeit durch den seit gut zwei Wochen andauernden Krieg in Israel in den Hintergrund gerückt. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat am Freitag, 20. Oktober, statt zu einem Streik fürs Klima zu einem Streik für „Solidarität“ mit den Palästinensern und Gaza aufgerufen. Kurz darauf grenzten sich viele Umweltaktivisten von der Schwedin ab, woraufhin Thunberg ihre Aussage teilweise relativierte.
Auf X (ehemals Twitter) schrieb die Schwedin am Freitag zunächst: „Heute streiken wir in Solidarität mit Palästina und Gaza. Die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern.“
Fridays for Future mit neutraler Botschaft
Auf diese einseitige Positionierung reagierten umgehend viele mit Kritik, da sie die blutigen Angriffe der Terrororganisation Hamas nicht verurteilte. Bei den jüngsten Angriffen ermordeten diese mindestens 1.400 Menschen in Israel.
Der deutsche Ableger von Fridays for Future (FFFG) reagierte am Freitagabend auf Thunbergs Aussage – allerdings mit anderer Positionierung. Laut der „Berliner Zeitung“ wählte die Klimabewegung auf X Worte, die man als klare Abgrenzung zu Thunberg deuten könne.
FFFG sprach sich in einer ersten von fünf Botschaften „solidarisch mit den Opfern der Gewalt der Hamas“ aus. Ebenso zeigte sich die Organisation solidarisch mit den Juden, der Zivilbevölkerung und den Kindern in Gaza. Abschließend teilte FFFG mit: „Das Existenzrecht Israels ist nicht verhandelbar. Humanitäres Völkerrecht gilt für alle. Menschenrechte gelten für alle.“
Uns erreichen gerade viele Nachrichten und Fragen, wie wir uns zur aktuellen Situation positionieren. Wir sind solidarisch mit den Opfern der Gewalt der Hamas, verurteilen den Terror und hoffen, dass alle Geiseln gesund zurückkehren werden. 1/5 — Fridays for Future Germany (@FridayForFuture) October 20, 2023
Luisa Neubauer, eine der Hauptorganisatorinnen von FFFG, sprach sich dabei auch entschieden gegen den Antisemitismus aus. Alle sollten sich dagegen auflehnen, forderte die Aktivistin. Dazu nahm sie am Sonntag in Berlin an einer Kundgebung teil, wie sie auf X mitteilte.
Israelis „zutiefst verletzt“
Kritisch zu Thunbergs Positionierung äußerten sich etliche Israelis. Über 200 Aktivisten und Umweltschützer aus dem angegriffenen Land haben sich in einem offenen Brief an die Aktivistin gewandt, wie die „Zeit“ berichtet. Diese werfen ihr vor, sich mit ihren Äußerungen auf die Seite von Terroristen und „schlichtweg auf die falsche Seite der Geschichte“ zu stellen.
Die Unterzeichner des Briefes seien über ihre Mitteilung „zutiefst verletzt, schockiert und enttäuscht“. Sie unterstellten der schwedischen Aktivistin, „erschreckend einseitig, schlecht informiert und oberflächlich“ zu sein.
Thunberg reagierte am Samstagmorgen auf die Kritik und postete eine weitere Kurzbotschaft zum Krieg in Nahost. Darin erklärt sie ihre Aussage vom Freitag: „Es versteht sich von selbst – so dachte ich zumindest –, dass ich gegen die schrecklichen Angriffe der Hamas bin. Wie ich schon sagte, ‚die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern‘.“ Dem fügte sie den Hashtag #StandWithPalestine hinzu und bestätigte in gewisser Weise ihre anfängliche Positionierung.
It goes without saying – or so I thought – that I’m against the horrific attacks by hamas. As I said, “the world needs to speak up and call for an immediate ceasefire, justice and freedom for Palestinians and all civilians affected.”#StandWithPalestine
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) October 21, 2023
Darüber hinaus löschte Thunberg die Weiterleitung eines Generalstreik-Aufrufs für Gaza, wie die „TAZ“ berichtet. Dieser stammte von der in Berlin ansässigen Gruppe „Palästina spricht“.
In dem Aufruf ging es etwa um einen „Genozid in Gaza“. Die Gruppe „Palästina spricht“ reagierte auf die Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober mit den Worten „Heute ist ein revolutionärer Tag, auf den man stolz sein muss“. Thunberg löschte am Samstag auch ihre zuvor ausgesprochene Empfehlung, „Palästina spricht“ zu folgen.
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