Ladestationen für E-Autos – mit Dieselgeneratoren?

Videos von Ladepunkten für E-Autos mit Dieselgeneratoren sorgen bei vielen Menschen für Verwunderung. Sind das nur unglückliche Einzelfälle oder steckt mehr dahinter?
Dieselgeneratoren
Eine Ladestation für E-Autos in Deutschland. Wann kommen Dieselgeneratoren zum Einsatz?Foto: iStock
Von 29. Oktober 2023

Immer wieder tauchen in den sozialen Medien einzelne Videos von Ladestationen auf, die ihren Strom offenbar von Dieselgeneratoren in unmittelbarer Nähe erhalten sollen. Was ist dran an diesen Videos?

E-Ladestationen sind ein wichtiger Teil der Infrastruktur der Mobilitätswende. Sie sollen nach den Plänen der Bundesregierung und der Branche irgendwann so oft vorhanden sein wie das derzeitige Tankstellennetz für Verbrennermotoren. Dabei geht es um nichts weniger als die Abkehr von Benzin- und Dieselmotoren. Doch einige Nutzer wundern sich darüber, dass wohl einige E-Ladestationen ihren Strom aus Dieselgeneratoren erhielten.

Correctiv: E-Strom kam vom Dieselgenerator

Ein solches Video stammt etwa vom Musikfestival Schleswig-Holstein im Jahr 2020 bei der Gollan-Werft in Lübeck. Damals stand vor dem Gebäude eine mobile Ladestation mit den Aufschriften „Schleswig-Holstein Netz“ und „Schnell mal nachladen. Gratis Strom für Ihr E-Auto“. Im Video verfolgt der Verfasser das rund 40 Meter lange Kabel, das von der Station wegführt. Neben dem größeren Gebäude in einem Hofbereich steckt das andere Ende des Kabels in einem laufenden Dieselgenerator – versteckt hinter großen Mülltonnen.

Als in diesem Sommer das Video erneut in einigen Medien kursierte, schaute sich der Faktencheck „correctiv“ dieses Video genauer an. Das Portal bewertete den Vorfall mit „Richtig“. Laut den Faktencheckern wurde der Dieselgenerator sofort nach Entdecken abgeschaltet. Die entstandenen CO₂-Emissionen seien ausgeglichen worden. Der Veranstalter habe sich damals für den Vorfall entschuldigt.

Laut dem Betreiber habe es sich bei dem Fall um ein Versehen eines Dienstleisters des Festivals gehandelt, wie „E-Fahrer“ berichtet. Dieser hätte den Auftrag, während des Konzertes für Notstrom zu sorgen, eigenständig „sehr weit ausgelegt“ und die besagte Ladestation mit angeschlossen.

Das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) habe anschließend eine offizielle Entschuldigung der Veranstalter veröffentlicht. Diese lautete: „Um die Sichtbarkeit eines Partners zu gewährleisten, hat das SHMF eine technische Lösung geschaffen, die komplett Sinn und Zweck verfehlt hat. Dafür und für die verständlichen Irritationen möchten wir uns entschuldigen.“

E-Bus mit Dieselgenerator geladen

Ein weiteres Video stammt vom Dezember vergangenen Jahres von der Tiroler Zillertalbahn in Jenbach. An einem Busbahnhof ist ein Linienbus zu erkennen, der durch ein rund zwei Meter kurzes Kabel an einer mobilen E-Ladestation angeschlossen ist. Diese lädt den Bus im Video gerade auf. Davon führt jedoch ein weiteres, ebenso kurzes Kabel zu einem Dieselgenerator. Das Video zeigt am Ende noch den Abgasauslass des Generators.

Zu diesem Vorfall erklärte „Mimikama“, dass die Zillertalbahn zu diesem Zeitpunkt einen neuen E-Bus testete. Und zum Test gehörte auch dazu, das Laden mit einem Aggregat auszuprobieren. Das Video sei laut dem Portal also „teilweise“ richtig.

Helmut Schreiner, technischer Leiter der Zillertaler Verkehrsbetriebe, erklärte dazu: „Vor dem Hintergrund eines mehrstündigen Stromausfalls in Jenbach am 13. November haben wir auch die Aufladung des Batteriebusses im Falle eines Stromausfalles mittels eines Dieselaggregats kurzfristig getestet. Der Bus wurde nicht vollständig, sondern nur teilweise geladen.“

Knappe Antwort von E.ON Drive

Darüber hinaus entstanden weitere Videos dieser Art auch im Ausland, beispielsweise auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca im Jahr 2019 oder in Australien.

Doch sind das nur Einzel- oder Ausnahmefälle oder kommen Dieselgeneratoren beim Aufladen von E-Fahrzeugen häufiger zum Einsatz? Dazu fragte Epoch Times bei der E.ON Drive GmbH, dem zweitgrößten Betreiber öffentlicher E-Auto-Ladepunkte in Deutschland, nach. E.ON Drive stellt E-Auto-Fahrern hierzulande laut „Mazda“ insgesamt mehr als 84.000 Ladepunkte zur Verfügung (Stand: Oktober 2022). Europaweit sind es 230.000 Ladepunkte.

Die knappe Antwort lautet: „E.ON Drive betrieb zu keinem Zeitpunkt Ladestationen mit Dieselgeneratoren.“ Der Ladesäulenbetreiber verwies lediglich noch auf eine aktuelle Übersicht über deren öffentliche Ladestationen im Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur.

„E-Diesel“-Tankungen bei EU-Ministertreffen 2022

Auch bei einem Treffen der EU-Außen- und Gesundheitsminister im französischen Lyon im vergangenen Jahr wurden E-Autos mithilfe von Dieselgeneratoren betankt. Das niederländische Nachrichtenportal AD berichtete darüber.

Die Organisatoren des Treffens wollten, dass die Minister mit rund 50 Elektroautos nach der Veranstaltung zum Flughafen gebracht werden. So sollte medienwirksam ein Zeichen in Sachen Klimapolitik gesetzt werden. Doch es stellte sich heraus, dass mehrere Dieselgeneratoren die E-Autos mit Strom betankt hatten.

Anschließend begründeten die örtlichen Behörden, dass es dort lediglich vier Ladepunkte gebe – zu wenig, um alle E-Fahrzeuge rechtzeitig zu laden, wie „Bild“ berichtete. Zu dem Zeitpunkt des Treffens habe es in Lyon aber über 200 Ladestationen gegeben, viele davon mit mehreren Ladepunkten. Eine Betankung ohne Dieselgeneratoren wäre also möglich gewesen.



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