Deutschlands führende Autohersteller kämpfen mit Problemen

VW und Mercedes sind die Flaggschiffe der deutschen Autoindustrie. Verschiedene Probleme dämpfen derzeit die Bilanzen, dennoch geben sich die Konzerne optimistisch. Wie sieht ihre Präsenz in China aus?
VW und Mercedes: Deutschlands führende Autohersteller kämpfen mit Problemen
Eine Mercedes-Fabrik in Bremen. Die Traditionsmarke erlebt einen Rückgang der Rendite.Foto: Patrik Stollarz/AFP via Getty Images
Von 30. Oktober 2023

Gerade bei den zwei größten deutschen Automobilherstellern – Volkswagen und Mercedes-Benz – läuft es momentan nicht rund. Vor allem Lieferprobleme und härterer Wettbewerb bremsen die Großkonzerne ab.

Mercedes trotz Rückgang optimistisch

Mercedes-Benz hat für sein drittes Quartal dieses Jahr deutlich weniger Gewinn verkündet. Von Juli bis September sank der bereinigte Betriebsgewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 4,9 Milliarden Euro, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

Bei seinem Hauptgeschäftsfeld Pkw fiel die Rendite wie von Analysten erwartet um rund zwei Prozentpunkte auf 12,4 Prozent ab. Eine positive Entwicklung ist hingegen in der weitaus kleineren Sparte der Vans zu verzeichnen. Hier verdiente der Konzern weiterhin sehr gut und konnte die Marge auf 15 Prozent erhöhen.

Als Gründe für den Abschwung nannte Mercedes ein verhaltenes Marktumfeld und intensiven Preiswettbewerb. Dieser nahm vor allem jüngst bei Elektroautos zu. Immer mehr Hersteller reduzieren ihre Preise für die elektrisch betriebenen Modelle, um dem starken Absatzrückgang im September entgegenzuwirken. Wurden im August noch über 86.600 E-Autos neu zugelassen, so waren es im September nur noch gut 31.700 Stromer, wie der ADAC informiert.

Fünf Prozent des Absatzes ging allein deswegen verloren, weil der Zulieferer Bosch mit 48-Volt-Systemen für die Modelle GLC und E-Klasse nicht nachkam. Generell müssen die Autokonzerne ihren Zulieferern aufgrund der Inflation mehr bezahlen, wie „Capital“ berichtet.

Finanzchef Harald Wilhelm sprach aber insgesamt dennoch von einem soliden Ergebnis, das die Widerstandsfähigkeit des Autobauers beweise. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern beläuft sich auf 4,8 Milliarden Euro. Im dritten Quartal des Vorjahres waren es noch 5,2 Milliarden Euro. Der Pkw-Absatz ging laut dem Zwischenbericht des Unternehmens um rund fünf Prozent zurück.

Volkswagen bleibt hinter den Zielen zurück

Kaum besser läuft es bei Volkswagen. Insbesondere die Kernmarke VW hatte mit höheren Kosten und Lieferproblemen bei Teilen aus Slowenien zu kämpfen. In dem osteuropäischen Land verzögerte Hochwasser bei einem Lieferanten die Produktion wichtiger Teile. Das wirkte sich in Deutschland auf die Herstellung von gleich mehreren VW-Modellen aus.

Dennoch konnte der Wolfsburger Automobilbauer auf Konzernebene seinen Umsatz und Gewinn im dritten Quartal steigern. In Summe sei Volkswagen robust unterwegs, teilte Finanzchef Arno Antlitz am 26. Oktober, mit. Er fügte hinzu: „Nicht zufrieden sein können wir mit unserer Profitabilität, die im dritten Quartal hinter unseren ambitionierten Zielen zurückgeblieben ist.“

Die operative Rendite von Europas größtem Autokonzern lag bei insgesamt 6,2 Prozent. Damit verfehlte VW die ursprünglich anvisierte Rendite von 7,5 bis 8,5 Prozent.

Mercedes

Der E-Volkswagen ID.3 in der Gläsernen Manufaktur in Dresden. Foto: Sebastien Ash/AFP via Getty Images

Konkurrenzkampf in China

Der größte Einzelmarkt für VW und Mercedes ist laut dem Portal „finanzen.net“ China. Die schwäbische Traditionsmarke erwirtschaftet dort rund 50 Prozent ihres Gesamtumsatzes. Beide Autohersteller sind in ihren Märkten in Fernost immerhin mit Verbrennerautos die Nummer eins.

Doch die Autokäufer in China steigen massiv auf chinesische Marken und Elektrofahrzeuge um. Die vielen neuen chinesischen Autohersteller sorgen für einen harten Konkurrenzkampf, schilderte Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm.

Viele Kollegen haben gesagt, sowas haben sie in 30 Jahren Berufserfahrung noch nicht gesehen.“

Mercedes erlebte in China im dritten Quartal 2023 einen Absatzeinbruch um zwölf Prozent. Laut Wilhelm sei das Luxussegment zwar nicht immun gegen die gedämpfte Nachfrage, der Wechsel zum E-Auto gehe aber langsamer. Mercedes hofft nun, dass ihre künftigen E-Autos ab 2025 rechtzeitig auf den Markt kommen.

VW hat hingegen seine Vormachtstellung bei Elektroautos bereits im Frühjahr an Chinas größten Elektroautohersteller BYD verloren. Volkswagen-Finanzchef Antlitz geht davon aus, dass der Marktanteil bei E-Autos in den kommenden ein bis zwei Jahren weiter sinken werde. Danach sei Besserung in Sicht.

Mit dem neuen Partner Xpeng will VW dann neue Fahrzeuge anbieten und mit der nächsten Generation Elektroautos auf dem chinesischen Markt wieder durchstarten. Der Analyst Daniel Schwarz wertete diese Strategie durchaus positiv.

Wilhelm: „Wir haben rote Linien“

Der Mercedes-Finanzchef betonte besonders den härteren Wettbewerb, vor allem im Segment der E-Fahrzeuge, wie die „Börsen-Zeitung“ berichtet. Hier spielte Wilhelm auf Tesla, den Weltmarktführer für E-Autos, an. „Manche Konkurrenten haben ihre Preise um mehr als 30 Prozent reduziert“. Zudem gebe es Hersteller, die E-Fahrzeuge trotz der höheren Kosten zu günstigeren Preisen anböten als die Varianten mit Verbrennungsmotor.

Wilhelm sagte ganz klar, dass Mercedes sich damit zurückhalte: „Wir haben unsere roten Linien.“ Der Traditionskonzern setzt stattdessen auf verschiedene Aktionen zur Verkaufsförderung, zum Beispiel bei der Ausstattung der Fahrzeuge oder ihrer Finanzierung. „Wir denken aber auch an die Restwerte“, ergänzte der Finanzchef. Generell halte das Unternehmen trotz der zunehmenden Konkurrenz an seiner Devise „Klasse statt Masse“ fest.

Das ifo-Geschäftsklima der deutschen Autoindustrie hat sich leicht verbessert, ist aber immer noch deutlich im negativen Bereich. Im September stieg der Indikator auf -14,7 Punkte, nach -18,1 Punkten im August. Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, sagte: „Die deutschen Autohersteller und ihre Zulieferer sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden, die Erwartungen bleiben hingegen im Keller.“



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