Linke für Einheitsschule – Schulnoten und Hausaufgaben abschaffen, ebenso die Bildungshoheit der Länder

Lehrkräftemangel, Stundenausfall, junge Menschen ohne Abschluss: Es wird viel über eine Krise im Bildungssystem diskutiert. Die Linke macht nun Vorschläge, die auch gleich auf Kritik stoßen.
«Entschlossen gegen den Bildungsnotstand» heißt das Papier der Linken, das Reformen an Schulen vorschlägt.
„Entschlossen gegen den Bildungsnotstand“ heißt das Papier der Linken, das Reformen an Schulen vorschlägt.Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild
Epoch Times17. September 2023

Die Linke spricht sich dafür aus, Hausaufgaben und Schulnoten abzuschaffen. Das geht aus einem Papier zur Bildungspolitik hervor, das die Parteivorsitzende Janine Wissler und die bildungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Nicole Gohlke, am Montag in Berlin vorstellen wollen. Es lag der Deutschen Presse-Agentur vorab vor.

„Hausaufgaben und Noten gehören abgeschafft. Einüben und Wiederholen hat in der Schulzeit zu geschehen“, heißt es darin. Der Lehrerverband lehnt die Vorschläge ab.

Unter der Überschrift „Entschlossen gegen den Bildungsnotstand“ werden in dem Papier verschiedene Vorschläge mit Blick auf die großen Probleme gemacht, mit denen das deutsche Bildungssystem konfrontiert ist. Dazu zählen etwa der Lehrkräftemangel, schlechter werdende Lese-, Schreib- und Mathekompetenzen bei Grundschülern, eine zu hohe Zahl junger Menschen ohne Abschluss und das Dauerproblem, dass Erfolg in der Bildung weiterhin stark von Herkunft und Elternhaus abhängt.

Lehrerverband: Noten abschaffen ist „Unfug“

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, lehnte die Idee der Linken, Noten abzuschaffen, ab. Das sei Unfug, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

„Die Kinder, genauso wie ihre Eltern, möchten die Möglichkeit haben, sich zu vergleichen, und zwar einerseits zu vergleichen mit Mitschülerinnen und Mitschülern und zum anderen natürlich auch mit den Anforderungen in Bezug auf die angestrebten Bildungsabschlüsse.“

Das Notensystem sei bei allen Schwächen so gestaltet, dass man damit die beste Auskunft bekomme, wo man sich einordnen könne. Düll ist nach eigenen Angaben CSU-Mitglied.

Einheitsschule statt Gliederung, Bund soll für alles zuständig sein

Für die Linken ist das gegliederte Schulsystem – also die Einteilung in verschiedene Schultypen wie etwa Gymnasium, Realschule oder Hauptschule – ein „Brandbeschleuniger für soziale Ungleichheit“, heißt es in dem Papier.

Die Partei plädiert deshalb für „eine Schule für alle“ und gemeinsames Lernen von der 1. bis zur 10. Klasse. Das war zum Beispiel in der DDR so üblich. Noten und Hausaufgaben sollen wegfallen, um ein „Lernen ohne Druck und Angst“ möglich zu machen.

Auch die Bildungshoheit der Länder sollte den Vorschlägen zufolge abgeschafft werden. In Deutschland ist jedes Bundesland für seine Schulen selbst zuständig, und der Bund darf nicht reinreden. In dem Papier wird gefordert, dass dieses sogenannte Kooperationsverbot vollständig fallen soll und Bildung als Gemeinschaftsaufgabe im Grundgesetz festgeschrieben wird.

Diese immer wieder diskutierte Idee ist chancenlos. Denn für eine Grundgesetzänderung sind Zweidrittelmehrheiten in Bundestag und Bundesrat nötig – doch eine Zustimmung der Länder, ihre Bildungshoheit an den Bund abzugeben, wird es nicht geben.

Wegen der Länderzuständigkeit sind bundespolitische Vorschläge für Bildungsreformen oft nur schwer umsetzbar. Das würde auch auf die von der Linken erhobene Forderung nach einer Abschaffung von Noten, Hausaufgaben und der Schaffung einer Einheitsschule zutreffen.

100 Milliarden Euro für die Bildung

Ebenso wie das Bündnis „Bildungswende Jetzt!“ aus Gewerkschaften, Bildungsverbänden, Eltern- und Schülervertretungen fordert auch die Linke ein „100-Milliarden-Euro-Sondervermögen“ für die Bildung „zur Sanierung, Modernisierung und Unterstützung der Bildungseinrichtungen“.

Ihrer Ansicht nach sollten außerdem Lehrkräfte gleich bezahlt werden, egal, ob sie an einer Grundschule oder an einem Gymnasium arbeiten. Gefordert wird auch eine „Ausbildungsoffensive“ für Lehrer, Erzieher und Erzieherinnen.

Zudem sollten Psychologen und Sozialarbeiter „Standard in jedem Team“ sein. Unklar bleibt aber auch hier, woher die dafür nötigen Fachkräfte kommen sollen. Bei der Suche nach Antworten darauf dreht sich die Bildungspolitik seit Jahren im Kreis. (dpa/red)



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