Silvester: Mehr Polizei, Böllerverbot, Video-Einsatz

Die letzte Silvesternacht führte zu neuen Sicherheitskonzepten, wie reagieren große Städte darauf? In manchen Städten werden Böller und Raketen an zentralen Feierorten verboten - teilweise zum ersten Mal überhaupt. Andere Kommunen behandeln das bevorstehende Silvesterfest hingegen als „business as usual“. Ein Überblick.
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Die Ereignisse der Kölner Silvesternacht stellen die Medien einmal mehr auf den Prüfstand.Foto: Sascha Schuermann/Getty Images
Epoch Times18. Dezember 2016

Nach zahlreichen Übergriffen in der Silvesternacht 2015/2016 haben mehrere deutsche Großstädte ihre Sicherheitsvorkehrungen in diesem Jahr verschärft. Mehr Polizei, mehr Videoüberwachung, mehr Information lauten dort die Konzepte.

In manchen Städten werden Böller und Raketen an zentralen Feierorten verboten – teilweise zum ersten Mal überhaupt. Andere Kommunen behandeln das bevorstehende Silvesterfest hingegen als „business as usual“. Ein Überblick.

KÖLN

Nie wieder soll sich eine Silvesternacht in Köln so abspielen wie beim vergangenen Jahreswechsel. Am Kölner Hauptbahnhof und im Schatten des Doms war es massenhaft zu sexuellen Übergriffen von Männergruppen auf Frauen gekommen.

Nicht nur die Polizei erhöht deshalb ihre Präsenz um das Zehnfache auf 1500 Beamte. Auch Videoüberwachung und eine böllerfreie Zone rund um den Dom sollen die Sicherheit für die Feiernden erhöhen. In dieser Schutzzone sind Böller verboten. In der chaotischen Silvesternacht war auf der Domplatte unkontrolliert Feuerwerk abgebrannt worden.

DÜSSELDORF

Nach Zwischenfällen in den vergangenen Jahren sollen Böller zum ersten Mal in der Düsseldorfer Altstadt verboten werden. Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt erhofft sich nach Angaben eines Stadtsprechers, das „allgemeine Sicherheitsgefühl“ der Menschen dadurch zu erhöhen.

HAMBURG

In Hamburg hatte es nach Silvester ebenfalls Hunderte Strafanzeigen wegen Übergriffen gegeben. Deswegen wird die Polizei ihre Präsenz auf St. Pauli deutlich erhöhen – 530 Beamte sollten an den Hotspots im Einsatz sein, teilte die Polizei mit. Beim Jahreswechsel 2015/2016 waren es 350 Beamte gewesen. Die Zahl der zivilen Einsatzkräfte werde verdreifacht.

Es gibt außerdem auf dem Kiez eine mobile Wache als Anlaufpunkt und es werden stationäre Videokameras eingesetzt. Sollte es im Gedränge zu brenzligen Situationen kommen, werde die Polizei auch mobile Kameras und Bodycams nutzen.

Außerdem stünden Absperrgitter bereit, um den Zugang zur Feierstraße Große Freiheit und auch zu den Landungsbrücken zu begrenzen. Dort treffen sich jedes Jahr Zehntausende, um das Feuerwerk am Hafen zu bestaunen.

BERLIN

Bei Deutschlands größter Silvesterfeier rund um das Brandenburger Tor in Berlin bleibt alles wie gehabt. „Wir werden am bewährten Einsatzkonzept nichts ändern“, sagte ein Polizeisprecher. Details gibt die Polizei wie üblich nicht bekannt.

Auf der Feiermeile sind seit Jahren Böller, Raketen, Flaschen und Dosen verboten; Taschen werden kontrolliert. Überall sonst in der Hauptstadt darf weiter kräftig geböllert werden.

„Es ist ein sehr weit verbreiteter Brauch, mit Knallern und Raketen das neue Jahr zu begrüßen. Ebenso wie der Weihnachtsbaum Tradition ist, obwohl der eigentlich brandgefährlich ist“, sagt ein Sprecher der Berliner Senatsarbeitsverwaltung. In der Millionenstadt gebe es jährlich lediglich ein Dutzend Beschwerden.

MÜNCHEN

Die bayerische Landeshauptstadt macht an Silvester „business as usual“. „Das Konzept hat sich in den Vorjahren gut bewährt, daher ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit größeren Änderungen zu rechnen“, sagte ein Sprecher der Polizei München. Das ablaufende Jahr in der Landeshauptstadt hatte mit einer Terrorwarnung begonnen, unter anderem waren zwei Bahnhöfe gesperrt worden.

Auch in Würzburg, Augsburg und Kempten wird in diesem Jahr nichts am Sicherheitskonzept verändert. Andere bayerische Städte sind vorsichtiger: In Regensburg, Ingolstadt, Passau und Nürnberg wird mit mehr Einsatzkräften geplant.

Genaue Zahlen wollen die Polizeistellen aus einsatztaktischen Gründen nicht nennen. In Nürnberg will die Polizei neben uniformierten Beamten vor allem zivile Mitarbeiter einsetzen, die stichpunktartig Personenkontrollen durchführen werden.

STUTTGART

„Man kann nach Stuttgart fahren und feiern – die Polizei ist da“, versicherte ein Sprecher der Polizei. Man werde am zentralen Schlossplatz präsent sein, mit „ungleich mehr“ Beamten als sonst. Zahlen nannte er nicht, sprach aber von einem Großaufgebot. Es soll außerdem eine Anlaufstation geben, auch Videokameras werden eingesetzt.

„Es wird ja überall gefeiert, aber es ballt sich natürlich auf dem Schlossplatz“, sagte Polizeisprecher Olef Petersen. In der Folge der Übergriffe in Köln hatte es auch in Stuttgart diverse Anzeigen von belästigten Frauen gegeben. „Das ist aber nicht mit Köln vergleichbar und sollte wirklich nicht in einen Topf geworfen werden.“ Man wolle in Stuttgart jetzt nicht eins zu eins reagieren. Böller- oder Alkoholverbote seien nicht geplant.

FRANKFURT

In der größten hessischen Stadt ist ein „Sicherheitsbereich“ mit Zugangskontrollen am nördlichen Mainufer und rund um den Römer geplant. Einzelheiten stellen die Stadt und Polizeipräsident Gerhard Bereswill aber erst am kommenden Dienstag vor. Es solle sicher gestellt werden, dass keine Feuerwerkskörper in den abgesperrten Bereich gebracht werden können.

Auch der Zugang zu den zentralen Mainbrücken werde kontrolliert und ab einer bestimmten Personenzahl gesperrt, hatte das Frankfurter Ordnungsdezernat angekündigt.

Außerdem wird mit Bannern auf das Thema sexuelle Übergriffe aufmerksam gemacht. „Mein Nein meint Nein!“ und „Respekt. Stoppt Sexismus“ ist auf den großen rosa Plakaten in zwölf Sprachen zu lesen. In anderen hessischen Städten wird die Polizei auf jeden Fall mit verstärkter Präsenz auftreten.

GÖTTINGEN

Aus Sorge vor Verletzungen gibt es in Göttingen erstmals ein Böllerverbot. Dies sei nötig, weil vor allem auf dem Marktplatz häufiger Böller unkontrolliert in die Zuschauermenge gefeuert worden seien, heißt es von der Stadt. Manche Naturgebiete und Fachwerkstädte in Niedersachsen stehen außerdem schon länger unter besonderem Schutz.

Ein Verbot gilt etwa in den Nationalparks Harz und Wattenmeer. Städte wie Goslar, Celle und Wolfenbüttel haben schärfere Verfügungen erlassen, die über die gesetzlichen Regeln hinausgehen.

Raketen dürfen in den historischen Zentren nicht gezündet werden. In Goslar war 2008 ein Millionenschaden entstanden, nachdem Raketen drei Fachwerkgebäude in der Altstadt in Brand gesetzt hatten.

LEIPZIG

In Leipzig sind laut städtischem Ordnungsamt zwar keine Böller- und Alkoholverbote geplant – dafür aber wieder besondere Sicherheitsmaßnahmen im linksalternativen Stadtteil Connewitz, wo es früher Silvester-Krawalle gegeben hat. Auch andere sächsische Städte wie Dresden und Chemnitz haben nichts gegen die Böllerei.

THÜRINGEN

Die Thüringer Polizei erwartet zu Silvester vor allem Einsätze wegen Körperverletzungen und Schäden durch Böller. Eine deutliche Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen sei nicht geplant, ergab eine Umfrage bei Polizeidienststellen.

In allen größeren Städten Thüringens wird die Polizeipräsenz zum Jahreswechsel jedoch wie immer deutlich erhöht. Wie in den Vorjahren rechnet die Polizei zum Jahreswechsel 2016/17 damit, dass vielerorts illegale Feuerwerkskörper gezündet werden.

Erst im Dezember dieses Jahres stellten die Beamten in einem illegalen Lager rund 145 Kilogramm der gefährlichen sogenannten Polenböller sicher. Grundsätzlich ist im Freistaat das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern gesetzlich untersagt – sonst ist es erlaubt. (dpa)



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