2:1 der Bayern – Hoeneß jubelt und rätselt: Dominanz fehlt

Kaum ist Anführer Uli Hoeneß wieder im Amt, da werden aus den Frust-Bayern gleich wieder Mentalitäts-Sieger. Gegen Leverkusen setzen die Münchner «ein Zeichen». Trainer Ancelotti hebt seine Prioritäten in dieser Saisonphase hervor.
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Uli Hoeneß war am Freitag als FCB-Präsident wiedergewählt worden.Foto: Matthias Balk/dpa
Epoch Times27. November 2016

Uli Hoeneß blies die Backen auf und pustete beim Schlusspfiff erleichtert durch. An der Seite seiner Ehefrau Susi konnte der Rückkehrer auf der Ehrentribüne mit seinem rot-weißen Fanschal um den Hals den eingeplanten Bayern-Sieg gegen Leverkusen bejubeln.

Am Tag nach der Präsidentenkür benötigte sein Herzensclub bei der von ihm ausgerufenen Attacke auf Spitzenreiter RB Leipzig aber ein bisschen Dusel, weil ein Handspiel von Javi Martínez in der Schlussphase nicht mit Rot und Elfmeter geahndet wurde. „Im Moment spielen wir nicht so dominant, dass wir den Gegner richtig im Griff haben“, haderte der wiedergewählte Präsident, der nach dem Spiel schnurstracks den Weg in die Mannschaftskabine suchte.

Wie in besten Zeiten schritt Hoeneß begleitet von den anderen Vereinsbossen durch die Arena-Katakomben. Sein FC Bayern ist von besten Zeiten aber noch ein gutes Stück entfernt. „Wir kriegen nicht die Dominanz, dass wir den Gegner im Heimspiel beherrschen. Das ist vielleicht auch ein Zeichen von mangelndem Selbstvertrauen“, mutmaßte der 64-Jährige im ZDF-Sportstudio. Wenigstens wurde sein großes Comeback-Wochenende beim 2:1 mit drei Punkten vergoldet.

„Er war in der Umkleide, um dem Team zum Sieg zu gratulieren“, berichtete Trainer Carlo Ancelotti. Nach den Niederlagen in Dortmund (0:1) und Rostow (2:3) besaß der Erfolg für den Italiener besondere Bedeutung. „Es war eine gute Reaktion der Mannschaft nach einer schlechten Periode“, sagte Ancelotti. „Wir sind dran an Leipzig, die eine fantastische Saison spielen, aber die Saison ist noch lang.“ In Ancelotti, das betonte Rummenigge, habe man „volles Vertrauen“.

Doch die Identität der kräftig durchrotierten Ancelotti-Bayern ist weiterhin nicht klar erkennbar. In der Offensive besitzen die Münchner nicht die Durchschlagskraft vergangener Schützenfesttage. Das Defensivgebilde ist fragil. „Uns fehlen im Moment ein bisschen Leichtigkeit und Sicherheit“, beschrieb es Torhüter Manuel Neuer.

Die Dominanz der Guardiola-Münchner strahlt das Starensemble unter Ancelotti bei weitem nicht aus. „Der Sieg war keiner aus der Leckerbissenabteilung, sondern ein erkämpfter Sieg“, sagte Mats Hummels. „Das war ein Sieg der Mentalität.“ Mit dem Kopf erzielte der Weltmeister mit seinem ersten Ligator für den FC Bayern den Siegtreffer (56. Minute). Zuvor hatten Thiago (30.) für die Münchner und Hakan Calhanoglu (35.) für Leverkusen getroffen.

„Es ist wichtig, dass wir ein Zeichen gesetzt haben und bis auf drei Punkte wieder dran sind an Leipzig“, sagte der einmal mehr torlose Thomas Müller. „Wir haben noch einen guten Weg zu gehen, so dass wir bis zur Winterpause aus einer noch nicht so überzeugenden Vorrunde eine echt gute machen können“, erklärte Hummels.

Mehr Last als Lust strahlen die Auftritte der Münchner bei nur drei Siegen in den vergangenen sieben Ligaspielen aus. „Wir tun uns nicht so leicht, wie es vielleicht schon mal gewesen ist, in der Vergangenheit“, sagte Müller. „Man hat gesehen, dass noch nicht alles rund läuft und dass wir durch harte Arbeit da rausfinden müssen, hat man heute gesehen“, stellte Kapitän Lahm fest.

Im „wichtigen Spiel diese Woche“, so Rummenigge, profitierten die Münchner auch von einer Fehlentscheidung der Unparteiischen. Diese verweigerten Leverkusen nach Handspiel von Jérôme-Boateng-Vertreter Martínez einen Elfmeter (83.). „Eine Schlüsselsituation“, haderte der verhinderte Torschütze Kevin Volland.

„Manchmal sind es ganz banale Dinge, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Das hat nichts mit Taktik, Philosophien, Matchplan oder Konzepten zu tun“, erklärte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Sein Team versinkt im Liga-Mittelmaß, aber auch die Bayern haben noch viel Arbeit vor sich. „Es ist noch nicht das Bayern der letzten Jahre“, sagte Völler. Aber es war am Samstag zumindest ein FC Bayern, der den Präsidenten-Rückkehrer sofort wieder jubeln ließ. (dpa)



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