Rüstung als Priorität: Deutsche Panzer für Kiew sollen in Griechenland entstehen

Die Bundesregierung will der Führung in Kiew weitere Panzer zur Verfügung stellen. Dafür will man die alte Rüstungspartnerschaft mit Griechenland beleben.
Zwei Leopard-2A6-Panzer auf einem Truppenübungsplatz der Bundeswehr (Archivbild).
Griechenland soll nach dem Willen der deutschen Bundesregierung Leopard-Panzer an die Ukraine liefern.Foto: Federico Gambarini/dpa
Von 25. April 2023

Aus Sicht der Bundesregierung benötigt die Führung der Ukraine weitere Lieferungen von Kampfpanzern für den Krieg gegen Russland im Osten des Landes. Deshalb soll nun auch Griechenland als Lieferant einspringen. Das Bundesverteidigungsministerium in Berlin hat bei seinen griechischen Amtskollegen die Bereitstellung von Leopard-1-Panzern angefragt. Dies berichtet der „Business Insider“.

Kommt Scholz mit „Marder“ im Gepäck?

Um wie viele Geräte es dabei insgesamt gehen soll, sei noch unklar. Unbestätigten Aussagen zufolge sei jedoch die Modernisierung von etwa 100 Leopard-1-Panzern im Gespräch. Die Bundesregierung habe im Zuge ihrer über die Ostertage übermittelten Anforderung auch schon zugesagt, alle Kosten zu übernehmen.

Ob Griechenland dem Ersuchen nachkommen wird, sei noch unklar. Athen verfügt europaweit über die größte Leopard-Flotte. Von 800 Panzern des Typs sind 500 der älteren Version zuzurechnen. Eine Weitergabe der moderneren Leopard-2-Panzer hat Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis jedoch Anfang des Jahres ausgeschlossen.

Die Bundesregierung will Athen die Entscheidung, ihr Vorhaben zu unterstützen, offenbar auch durch das Inaussichtstellen von Vergünstigungen erleichtern. Wie die „Welt“ berichtet, will Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Oktober Griechenland besuchen. Dabei könnte er einen Panzer des Typs „Marder“ mit im Gepäck haben, der schon tags darauf Teil der Parade zum griechischen Nationalfeiertag werden könnte.

Auch Rheinmetall schielt in Richtung Griechenland

Dazu kommt eine mögliche Großinvestition. Der Hersteller der Panzer der Leopard-Serie, Krauss-Maffei Wegmann (KMW), soll sogar zusätzliche Produktionskapazitäten ins Auge fassen. Zwar heißt es aus der Konzernzentrale, es seien keine zusätzlichen „Leopard“-Produktionsstätten oder gar Standortverlagerungen angedacht.

Allerdings arbeite KMW mit dem griechischen Anlagenbauer Metka zusammen, um Schutzwannen für Besatzungen zusammenzuschweißen. Zudem suche man nach Kapazitäten zur Modernisierung Hunderter älterer Leopard-Panzer in Griechenland. Konkret stehe die Wannenproduktion für die Varianten „1A5“ und „2“ der Panzergattung.

Im Wege eines Ringtausches soll Griechenland an die Ukraine 40 ältere BMP-1-Modelle sowjetischer Bauart abgeben. Im Gegenzug soll Berlin eine ebenso große Zahl an den NATO-Partner in Südosteuropa liefern. Möglicherweise könnte zu der bereits bestehenden Wannenfertigung von Metka in Volos aber auch noch ein weiterer Standort entstehen. Im Gespräch sei in diesem Zusammenhang auch eine Einbindung von Rheinmetall.

Der Konzern, der bereits von Ungarn eine Bestellung für dessen neuen „Lynx“-Schützenpanzer vorliegen hat, hofft auf Folgebestellungen auch aus Griechenland.

Athen schon in den 2000ern beliebter Kunde bei deutschen Rüstungskonzernen

Vor 1989 befanden sich Leopard-Produktionsstätten neben Griechenland auch noch in Schweden, Spanien und der Schweiz. Danach schrumpften die deutschen Panzerbaukapazitäten. Die europäische Konfrontationspolitik gegen Russland und der Ukraine-Krieg lassen jedoch auch deutsche Rüstungskonzerne hoffen. Die Panzerfertigung soll wieder zum Zukunftsmarkt werden – und deutsche Unternehmen hoffen nun auf Zusagen aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr.

Eine Wiederbelebung der deutschen Rüstungspartnerschaft mit Griechenland wäre ganz im Sinne eigener strategischer Geschäftsinteressen. Neben Leopard-Panzern hatte Athen schon im Laufe der 2000er Jahre auch U-Boote und „Eurofighter“ aus deutscher Produktion geordert, und das, obwohl dem Land bereits in dieser Zeit infolge seiner Schuldenhaushalte mehrfach der Staatsbankrott drohte. Bereits damals hatten EU-Staaten Athen mehr als 100 Milliarden Euro an Rettungskrediten zur Verfügung gestellt – 20 Milliarden davon kamen aus Deutschland.

Wie der „Spiegel“ 2010 schrieb, war Griechenland gegenüber den Rüstungskonzernen damals nicht einmal ein verlässlicher Zahler. Nachdem 2009 fällige Verbindlichkeiten in Höhe von 520 Millionen Euro unberichtigt blieben, bestanden die Kieler Howaldtswerke (HDW) bezüglich mehrerer U-Boote auf Vorkasse. Der Deal platzte. Erst ein Regierungswechsel und der Aufkauf der HDW durch ThyssenKrupp bewirkten Neuverhandlungen.

Keine Angst mehr vor möglichen Zahlungsausfällen bei Geschäften mit Griechenland

Das Portal „Telepolis“ analysierte damals, dass die deutschen Rüstungskonzerne die Zahlungsengpässe des schwer verschuldeten Griechenland eher sportlich sahen. Zum einen waren die Signale aus der Politik schon damals unübersehbar: Man würde Griechenland eher durch umfassende Rettungspakete in der Eurozone halten, als deren Zerfall zu riskieren.

Zum anderen verließ man sich auf die Rivalität zwischen Griechenland und dem Nachbarn Türkei. Jens Berger vermochte, ein Gesetz der Serie zu erkennen:

Jeder Auftrag aus Athen zieht einen Auftrag aus Ankara nach sich – und umgekehrt. Und wenn die Griechen ihre Wehrtechnik Made in Germany nicht bezahlen können, hilft halt der deutsche Steuerzahler aus.“

Bezüglich des vom Scheitern bedrohten U-Boot-Deals sprang damals ein Werftenkonzern aus Abu Dhabi ein. Er erwarb sowohl 75 Prozent der Anteile an den angeschlagenen Hellenic Shipyards als auch am Zivilschiffsbauer Blohm + Voss. Dieser war ebenso wie Hellenic Shipyards ein Tochterunternehmen von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS).

(Mit Material von dts)



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