US-Regierung muss handeln: First Republic Bank droht Insolvenz
Die US-Aufsichtsbehörden haben am Wochenende große Banken aufgefordert, ihre Übernahmeangebote für die First Republic Bank (FRC) abzugeben, um die angeschlagene Bank zu retten.
Berichten zufolge führte die US-Einlagensicherung FDIC eine Auktion durch, in der sie mehrere Banken aufforderte, bis zu einem Stichtag am Nachmittag des 30. April Gebote für die FRC abzugeben. Am 1. Mai wurde bekannt gegeben, dass der Finanzriese JPMorgen Chase FRC übernehmen sollte.
First Republic gab am 28. April eine Erklärung ab, in der es hieß, dass die Bank mit mehreren Parteien Gespräche über ihre strategischen Optionen führe, während sie ihre Kunden weiterhin betreue.
Am Wochenende berichteten die Medien aus anonymen Quellen, dass etwa sechs Banken um die Übernahme aller Einlagen, eines großen Teils der Vermögenswerte und eines Teils der Verbindlichkeiten von FRC konkurrierten – darunter die Citizens Financial Group Inc, PNC Financial Services Group, US Bancorp und JPMorgan Chase.
FRC war mit einer Bilanzsumme von 212,6 Milliarden US-Dollar Ende 2022 die 14. größte Geschäftsbank des Landes. Die Bank, die ihre Tätigkeit 1985 mit einer einzigen Niederlassung in San Francisco aufnahm, ist inzwischen auf mehr als 80 Niederlassungen in sieben Bundesstaaten in einkommensstarken Gemeinden angewachsen.
Der Aktienkurs der Bank ist seit Anfang März um mehr als 95 Prozent gefallen und hat damit seinen Marktwert von 22 Milliarden Dollar zunichtegemacht.
Die Nachricht kommt weniger als zwei Monate nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank im Zuge einer Flucht von Einlagen aus dem Bankensystem, was die Federal Reserve und das Finanzministerium dazu zwang, Notmaßnahmen zu ergreifen.
Ein Monat des Schmerzes
Der Aktienkurs von First Republic ist im Vergleich zu vor einem Jahr um unglaubliche 97 Prozent gefallen. Aktien, die im April letzten Jahres noch mit über 153 Dollar bewertet wurden, fielen im regulären Handel am 28. April auf 3,51 Dollar.
Im vergangenen Monat hatten führende US-Banken 30 Milliarden Dollar in First Republic investiert, um drohende finanzielle Probleme zu vermeiden. Seit Anfang März sind jedoch über 100 Milliarden Dollar an Einlagen aus den Tresoren der Bank abgeflossen, was nach Ansicht von Experten den Todesstoß für die Bank bedeutete.
In ihrem letzten Ergebnisbericht (PDF), der am 24. April veröffentlicht wurde, gab FRC bekannt, dass sie nach dem Zusammenbruch von SVB und Signature Bank einen „beispiellosen“ Ansturm auf die Einlagen erlebt hatte. Nach der Nachricht über den Abzug der Einlagen stürzten die Aktien der Bank auf ein Rekordtief.
Die Anleger wurden daran erinnert, dass die Bankenkrise in den USA und die allgemeine Kreditkrise noch lange nicht überwunden seien, so Will Denyer von Gavekal Research in einem Bericht vom 26. April. Gavekal ist einer der weltweit führenden Anbieter im Bereich der Finanzmarktforschung.
Angesichts der abfließenden Einlagen war First Republic gezwungen, Kredite aus staatlichen Programmen aufzunehmen, um seine Bilanz zu stärken. Die Bank gab in ihrem Ergebnisbericht an, dass ihre Gesamtverschuldung am 15. März mit 138,1 Milliarden US-Dollar ihren Höchststand erreichte.
Um ihre Bilanz zu stärken, kündigte First Republic außerdem an, unrentable Vermögenswerte zu veräußern, darunter zinsgünstige Hypotheken für wohlhabende Kunden. Zudem plante die Bank, 20 bis 25 Prozent ihrer Belegschaft zu entlassen, die Ende 2022 insgesamt rund 7.200 Mitarbeiter zählte.
Mehr Ungewissheit in der Zukunft?
Einige Analysten gehen davon aus, dass die Insolvenz von First Republic den bereits angeschlagenen Finanzsektor weiter unter Druck setzen wird.
Der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers kritisierte die Aufsichtsbehörden der Biden-Regierung für ihr Zaudern bei der Lösung für First Republic.
„Ich bin überrascht und enttäuscht, dass sich diese Situation so lange hingezogen hat, während die Aktien der Bank um 95 Prozent gefallen sind“, sagte Summers am 28. April gegenüber „Bloomberg“. „Ich hoffe, dass zwischen den Banken, der FDIC und den anderen Behörden innerhalb der nächsten Woche oder zehn Tage die beste Lösung gefunden wird“.
Wieder andere verweisen auf das übermäßige Maß an staatlichen Eingriffen als Hauptursache für die heutige finanzielle Instabilität.
„Das Umfeld ist heute völlig anders als früher, und das liegt an der aggressiv agierenden Zentralbank“, so der ehemalige Fondsmanager Bill Fleckenstein gegenüber der Epoch Times. „Wir haben außer Kontrolle geratene Staatsausgaben und riesige Mengen an Investitionsgeldern, die täglich von den Vanguards und BlackRocks dieser Welt blindlings herumgeschoben werden.“
Fleckenstein, Autor von „Greenspan’s Bubbles: The Age of Ignorance at the Federal Reserve“ (Das Zeitalter der Ignoranz der amerikanischen Notenbank) argumentiert, dass Jahrzehnte keynesianischer Geldpolitik unser Finanzsystem anfällig gemacht hätten. Deshalb sei es nicht mehr in der Lage, die Schwankungen zu verkraften, die durch die jüngste Zinserhöhungsrunde der Fed ausgelöst wurden.
Wer trägt Schuld?
Die Federal Reserve veröffentlichte am 28. April ihre mit Spannung erwartete Untersuchung des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank (SVB), die das Finanzsystem der USA im März erschütterte. Der Zentralbank zufolge war der Zusammenbruch der SVB das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren, einschließlich der Fed selbst. Wie diese einräumte, habe sie nicht genug getan, um sicherzustellen, dass das Management der SVB die Probleme des Unternehmens behebt.
Zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs lagen der SVB ganze „31 nicht bearbeitete aufsichtsrechtliche Warnungen“ vor, dreimal so viele wie im Durchschnitt der Branche, heißt es in dem Bericht.
Aus dem Bericht geht weiter hervor, dass die Aufsichtsbehörden der Zentralbank „das Ausmaß der Schwachstellen nicht in vollem Umfang erkannten, als die Silicon Valley Bank an Größe und Bedeutung zunahm“. Auch als die Zentralbank die Schwachstellen erkannte, ergriffen die Aufsichtsbehörden „keine ausreichenden Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die SVB diese Probleme schnell genug behebt“.
Der Fed-Bericht warnte auch davor, dass Banken mit hohen, nicht realisierten Verlusten „erhebliche Sicherheits- und Stabilitätsrisiken aufweisen“.
In einem weiteren Bericht der US-Einlagensicherung FDIC, der am 28. April über den Zusammenbruch der Signature Bank veröffentlicht wurde, heißt es, dass die „Hauptursache“ für den Zusammenbruch des New Yorker Kreditgebers im „schlechten Management“ lag. Trotzdem hätte die FDIC „die Sicherheitsmaßnahmen früher ausweiten“ und „energischer“ vorgehen können.
Wie wirken sich Bankenzusammenbrüche auf die Wirtschaft aus?
Dem US-amerikanischen Wertpapierhandelsunternehmen Morgan Stanley zufolge wird erwartet, dass die Bankenkrise“ Kreditausfälle“ verursachen wird, die das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen könnten.
„Störungen im Finanzsystem werden ihre Spuren in der Realwirtschaft hinterlassen“, schrieben die Ökonomen von Morgan Stanley in einer kürzlich veröffentlichten Notiz. „Unsere Bankenanalysten sehen dauerhaft höhere Finanzierungskosten für die Banken in der Zukunft, und die Störung der Finanzierungsmärkte wird wahrscheinlich zu einer Verschärfung der Kreditbedingungen führen.
Laut Goldman Sachs sind das verarbeitende Gewerbe, gewerbliche Immobilien und der Technologiesektor am stärksten von einem Rückgang der Kreditvergabe der Banken betroffen.
Eine Verringerung der Kreditvergabe werde zu geringeren Unternehmensinvestitionen in diesen Branchen führen, schrieb Jan Hatzius, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, in einer aktuellen Mitteilung.
„Wir erwarten auch eine Verlangsamung des Beschäftigungswachstums im Freizeit- und Gaststättengewerbe sowie in anderen Dienstleistungsbranchen, da die geringere Verfügbarkeit von Krediten Restaurantbetreiber und andere kleinere Unternehmen davon abhält, neue Mitarbeiter einzustellen und neue Betriebe zu eröffnen“, so Hatzius.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „US Government Scrambling to Find Solution to Rescue First Republic Bank“ (redaktionelle Bearbeitung il)
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